Tag 3 - Dafnata und Komianata Ruhetag

Auf einen Schlag ist dieser innere Antreiber im Urlaub. Die Blase hat mich gestoppt und auch diesen unbändigen Vorwärtsdrang. So schön es ist, weiter und weiter zu gehen - die Entfernungen müssen stimmen. Es darf nicht zuviel werden. Es darf nicht zuviel sein. Ich will nicht mehr über meine Grenzen gehen, nur weil es äußere Umstände scheinbar fordern. Ich hätte ein Zelt dabei gehabt. Warum habe ich es nicht genutzt? Warum bin ich weiter diesen Berg hinaufgelaufen und habe mir die Blase gelaufen? Das Abendlicht hätte ich auch im Olivenhain, beim alten Kloster genießen können. Niemand hätte mich gestört. Nur die Stille wäre mein Begleiter gewesen.

 

Jetzt stoppt mich mein Körper. Wieder einmal zieht er die Bremse, wo ich es anders nicht schaffe. Er lässt mich innehalten im Rennen gegen mich selbst. Für was auch immer. 

 

Ich bin niemals vorher mit soviel Muse durch den korfiotischen Tag geschlendert. Habe niemals soviele wunderschöne Details inmitten von Ruinen und direkt neben Müllhaufen gefunden. In jeder Ecke wartet der Himmel. Überall. Ich muss gar nicht um die halbe Welt fliegen, um sie zu sehen. Ich muss mir nur die Zeit nehmen. Und wirklich hinschauen. 

 

Ich habe die Zeit. Ich habe unendlich viel Zeit. Das ist mir in den Augenblicken, in denen ich losrase, nicht bewußt. Wie weggeblendet. Vergessen. 

 

Jetzt sitze ich hier im Sonnenschein und fühle mich stein-zeit-reich. Da ist soviel Raum für Gespräche, für wunderschöne Begegnungen. Raum für kleine Fotoexkursionen zu den Blumen von Dafnata und hinauf auf diesen Aussichtspunkt, bei dem mir sowohl Korfu Stadt als auch Benitses zu Füßen liegt. Ich kann bis zum Horizont schauen - hinüber zum griechischen Festland und nach Albanien. Alles ist da. Alles ist schon längst da und hat auf mich gewartet. 

 

Das ist die Welt, die ich ins Sein träumen möchte. Diese Realisierung, das wir nirgendwo hin müssen. Das es nur gilt, wirklich in diesem Augenblick ganz und gar präsent zu sein. Genau dort, wo wir stehen. Diesen Platz ganz und gar auszufüllen. Mit unserem Sein. Mit unserem echten, wahren Sein. Keinem falschen Schein. 

 

Heute treffen sich die griechische Priesterin meiner Vergangenheit und der Reisende Engel von heute und reichen sich die Hände. Sie sind eins. So, wie ich es immer mehr werde. Vielleicht muss ich noch ewig weiterlaufen, um nicht mehr weiterlaufen zu müssen. Vielleicht werde ich noch unendlich viele Male in den Rennschritt verfallen und einem fremden Leistungsniveau zu entsprechen versuchen. 

 

Aber jeder Schritt verändert mich. Jeder neue Mal werde ich mehr lernen und verstehen. Ich werde erleben, erfahren und fühlen, das mich das Rennen nirgendwohin führt. Es mag ein langsamer Prozess sein. Aber das macht nichts. Verglichen mit der Ewigkeit entwickle ich mich schneller zu meinem wahren Ich, als in all den Leben vorher. Auch das ist eine Erkenntnis heute. Langsam, leise, glimmend, ahnend. Doch sie wird stärker werden. Jedes Mal. Jedes einzelne Mal. Mit jedem Straucheln. Jedem neuen "über meine Kräfte gehen". Mit jedem Ausrutscher und abruptem Stop, das meine Seele einschiebt.

 

Danke dir! Danke dir für das "mich Anhalten". Danke für diesen wundervollen, sonnenreichen Ruhetag!

Heilarbeit für Menschen, Orte und die Erde 0