Literatur:

"Traumland - Was bleibt, wenn alles verkauft ist?"

Andri Snær Magnason

Warum zerstören wir die Natur? Warum glauben wir, das wir besser dran sind, wenn wir Staudämme in die Landschaft klotzen, Seen umkippen lassen oder uns in die Kette von Waffenherstellern einreihen lassen? Welcher Mechanismus steckt hinter unser offensichtlichen Selbstzerstörung?

Andri lässt am Beispiel Islands auch die letzte Illusion eines Paradieses platzen, in dem die Wildnis so bleiben darf, wie sie ist. Ein Paradies, das Millionen von Touristen jedes Jahr suchen, aber das seit einigen Jahren systematisch zerstört wird. Wie überall sonst auf der Welt.

 

Island hat sich der Aluminiumindustrie verschrieben, weil das Selbstbewußtsein fehlt, etwas Ureigenes auf die Beine zu stellen. Weil die Angst größer ist, als der Glauben an sich selbst. Weil es einfacher scheint, sich "Wirtschaftsgöttern" namens Alcoa unterzuordnen, als unorthodoxe Ideen zu verwirklichen. Für Staudämme versiegen Wasserfälle. Das Hochland scheint weit weg, die Folgen jedoch, kommen an unserer Häustür an und schwappen über alle Mauern und Schwellen. Das Buch entstand vor dem Finanzcrash bereits im Jahr 2006, ist aber leider so aktuell, das es wehtut. Genauso, wie der gleichnamige Film, der 2010 erschien. 

 

ISBN 978-3-936086-53-9

"Fisch kaputt"

Charles Clover

 Ein fantastisch recherchiertes Buch zu fast allen denkbaren Aspekten der Fischerei und der Bewohner unserer Weltmeere. Kritisch, durchdacht, schonungslos, mit einer immensen Fülle an Fakten. Clover ist es gelungen, in einem Dschungel an gegenseitigen Schuldzuweisungen einen roten Faden zu finden, der uns in die Hintergründe unserer Meere-s-(bewirtschaftung) deutlich vor Augen führt.

 

Wie steht es wirklich um die Situation der Fische, ist Überfischung ein Slogan oder Realität? Welche Rolle spielen Industrie, Interessenverbände, Wissenschaftler und Politiker? Was vermögen Regeln & Gesetze? Welche Modelle für eine verträgliches Miteinander von Meeresbewohnern und Mensch existieren schon oder wären denkbar?

 

Das Buch führt uns ohne Schminke vor, wie wir mit einem essentiellen Teil unserer Umwelt umgehen. Es ist ein Spiegel. Nicht, um mutlos zu machen, sondern um eine Hilfe an der Hand zu haben und einen echten Unterschied zu bewirken. Mit jeder einzelnen Kaufentscheidung.

Eines ist nach der Lektüre klar. Weiter so - gibt es nicht. Augen zu und wegschauen heißt - zustimmen. Und zustimmen heißt. Fisch kaputt. Meer kaputt, Mensch kaputt. Im wahrsten Sinn des Wortes!

 

ISBN: 3-570-50056-X

 

"Der Kampf um das blaue Gold"

Vandana Shiva und Bodo Schulze

Weltweit haben heute 1,5 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. In seiner Bedeutung als Rohstoff wird das Wasser bald dem Erdöl den Rang ablaufen: Großkonzerne versuchen aus der ungleichen Verteilung des Wassers möglichst großen Profit zu schlagen und treiben die Privatisierung mit allen Mitteln voran. Seit dem Jahr 2000 ist Wasser kein Menschenrecht mehr, sondern Handelsware. Die Folgen dieser Veränderung werden in diesem Buch detailliert beschrieben. Sie sind nicht nur erschreckend sondern absolut menschenverachtend.

 

Die Welt sieht sich zunehmend mit Wasserkrisen konfrontiert - Überschwemmungen und Flutwellen auf der einen Seite, große Trockenheit, Dürre und Waldbrände auf der anderen. Vandana Shiva zufolge resultieren die meisten großen Konflikte unserer Zeit, die unter dem Etikett "ethnischer" oder "religiöser" Kriege laufen - etwa der Palästinakonflikt oder die Indien-Pakistan-Krise -, aus dem Kampf um knapper werdende, aber lebensnotwendige natürliche Ressourcen, allen voran das Wasser.

 

Das Buch ist mit viel Herzblut, Kampfgeist und Ideen gefüllt. Nicht nur der ökolgische und menschliche Sprengstoff wird sehr deutlich, auch die politschen Folgen machen die beiden Autoren sichtbar. Und - die internationen Verknüpfungen. Die Frage geht uns alle an. Sie ist nicht weit weg. Auch wenn wir nicht in einem "Durstland" leben. Noch nicht. Vielleicht ist die scheinbare Sicherheit schon lange im Wanken - siehe Brandenburg. Aber auch ohne eigene Probleme, ein Brandherd auf der Welt hat immer Folgen für alle. 

 

ISBN-10 3858692514

"Das Geschäft"

Wie ökologisch ist der WWF

Es ist so einfach mit der Werbung. Es ist so einfach mit dem Marketing. Die Welt ist so komplex geworden, dass sich Vieles erzählen lässt, ohne dafür stichhaltige Argumente zu haben. Und wenn noch die richtigen Bilder dazu kommen, die das Herz berühren, dann ist der Erfolg fast garantiert. Egal wofür. Die Philosophie des World Wildlife Fund zu hinterfragen und hinter die Vorhänge zu schauen, das braucht Mut. Denn der WWF mit seinem Panda-Logo scheint so unantastbar zu sein, wie frisch gefallener Schnee. Und die Verbindungen in alle Ebenen der Wirtschaft und Politik sind kraftvoll.

 

Aber, wenn man erst einmal mit den Fragen beginnt, dann zeigt sich ein ganz neues Bild vom Umwelt-Retter-Verband. Die Reaktionen des WWF auf dieses brisante Material sprechen eine deutliche Sprache. Auch wenn das Buch für mich nicht immer schlüssig und klar strukturiert ist; die Wut des Autors, die Wahrhaftigkeit und Ohnmacht von Betroffenen und die Beobachtungen in Asien, Argentienien und Chile sind mehr als eindrücklich.

 

Das Buch hat mich dazu gebracht, nachzuforschen. Und - wenn ich meinem Gefühl folge, dann überzeugt mich kein Hochglanzbild aus dem Dschungel mehr. An einem Tisch mit Monsanto zu sitzen, lässt sich nicht wegdisskutieren. Doppelmoral in Hinsicht auf deutsche und ausländischen Umweltschutz auch nicht. Und ein elitärer Club, in den man sich einkaufen kann und in dem sich die Industrie-Elite die Hände schüttelt, das ist nicht harmlos. Egal, was die Werbung auch verkaufen möchte. 

 

ISBN 978-3-579-06675-2


Filme:

"Plastic Planet"

Werner Boote

Der Titel ist alles andere als untertrieben. Wir leben in einer Welt der Plastik. Es ist unmöglich, Nahrung einzukaufen, ohne mit dem Stoff in Berührung zu kommen. Es ist fast unmöglich, etwas zu trinken zu bekommen, ohne, dass es aus Plastikleitungen fließt oder in Plastikflaschen daherkommt. Die in den 100 Jahren seit seiner Entdeckung hergestellte Menge an Plastik reicht, um unsere Erde 6x in Plastiktüten einzupacken. 60 Millionen Tonnen werden jährlich hergestellt und die Folgen sind mittlerweile mehr als deutlich. Wußtest du beispielsweise, dass es mittlerweile 6x mehr Plastik als Plankton im Wasser gibt? Oder dass wir alle Plastik in unserem Blut haben? Und dass damit beispielsweise unsere Zeugungsfähgigkeit radikal sinkt?

 

Werner Boote geht der Spur der Plaste auf den Grund. Und er kratzt bei den Folgen nur an der Oberfläche. Doch was er recherchiert hat, wirkt. Jetzt ist es an jedem von uns, selbst zu wirken und zu hinterfragen, was in unserem Einkaufswagen, in unserem Magen und in unseren Meeren landet. 

Vorschaubild - Youtube

"Water makes money"

Hermann Lorenz, Leslie Franke

Der Film ist äußerst aktuell und zeigt die Hintergründe der Wasserprivatisierung. Eigentlich sind das alles Fakten, die sehr logisch sind, wenn man einmal anfängt, sich damit zu beschäftigen. Fakten, die so deutlich sind, dass es fast schon beschämend scheint, überhaupt irgendwelchen Versprechen der Industrie aufgesessen zu sein. Beschämend ist es auch, dem Braunschweiger Bürgermeister zu lauschen und dabei die Hintergründe zu kennen, die er zunehmend unglaubwürdiger zu umschiffen versucht.

 

Hier werden die Gräben klar, die zwischen dem Wohl der Gemeinschaft und privatwirtschaftlichem Denken liegen. Die Reise geht vor allem quer durch Frankreich, weil dort die größten Wasser-Unternehmen ihren Sitz haben. Veolia und Suez. Doch das Netzwerk reicht über die ganze Welt, zieht sich tief in die politischen Kreise und macht auch vor den augenscheinlichsten Verknüpfungen von Posten, Bestechung und Vetternwirtschaft nicht halt.

 

Der Film ist für die Industrie augenscheinlich so brisant, dass die Webseite zum Film von gezielten Hackerangriffen lahmgelegt wurde. Sie ist im Moment nicht erreichbar. Doch über youtube, kann man den Film trotz allem anschauen.

Vorschaubild - Youtube
Heilarbeit für Menschen, Orte und die Erde 0