Der Lernort am Bodensee

Glarisegg ist einer dieser Orte, in die ich mich spontan verlieben kann. Weil sie landschaftlich so fantastisch liegen. Gesegnet von der Natur. Hinter den vielen Gebäuden, die noch den Hauch von Schloß und Waldorfschulzeit verbreiten geht ein verwunschener Weg in einer Schlucht. Zu Wasserfällen, Badekuhlen und versteckten Überhängen. Zu Orten, wo die Bäume noch liegen können, wie sie wollen. Zu Plätzen, die magisch sind.

 

Und auf der anderen Seite der Uferstraße wartet der Bodensee. Ein langes Stück Strand samt Bootssteg gehört auch zu dieser Gemeinschaft. Der perfekte Platz für ein kühles Bad im See. Am Morgen bimmeln hier die Kuhglocken, nebenan ist der Biobauer und alles um mich herum ist in ein sattes Grün getaucht. Eine kleine Wanderung auf den Berg hinter Glarisegg bringt mich auf eine Anhöhe, von der aus ich bei Föhnwetter die Alpenkette mit den Händen greifen kann. Traumhaft. Einfach traumhaft. 

 

Aber wie immer - das ist nur die eine Seite. Zuerst einmal - Glarisegg ist ein teurer Ort. So, wie die Schweiz insgesamt. Die Zahlen sind gewöhnungsbedürftig und der Gegenwert entsprich nicht unbedingt dem, was man sich davon versprechen würde. Und die Menschen. Hmmm. Die Menschen.... Ich habe diesen Ort mit seiner Energie immer als einen unglaublich intensiven Transformationsinkubator erlebt. Hierher kommen Menschen, die mitten in intensiven Prozessen sind. Der Ort kommt nicht zur Ruhe. Alles ist ständig in Bewegung.

 

Und jeder ist so sehr mit seinen eigenen Themen verheiratet, das kaum Raum bleibt, für Mitfühlen. Das was ich hier in vielen Jahren an menschlichen Auseinandersetzungen erlebt habe, lässt nichts von der neuen Zeit spüren, die hier eigentlich entstehen sollte. Ich habe selten so viele Grenzübertritte beobachtet. Ich habe selten so wenig wirkliche menschliche Wärme gefühlt. Irgendwie blieben fast alle Begegnungen eigenartig oberflächlich. Die wenigen Menschen, mit denen es für mich anders war, sind nicht mehr dort. Und alle sind auf eine Art "gegangen worden", die einen bitteren Nachgeschmack im Mund hinterlassen hat. 

 

Ja, es gab wunderschöne Momente hier für mich. Seminare. Sommercamps. Die Geburt von Liebesbeziehungen. Nächte in der Lehmsauna am See. Schamanische Reisen. Silvesterfeiern. Besuche im kleinen Laden. Leckeres Essen. Schnipsel- oder Abwaschorgien in der Küche, nächtliche Lagerfeuer. Und immer wieder viele Sonnentage am See. Tage, an denen ich nackt am Strand lag. Mitten in der Schweiz...

 

Und ja, ich sehe und fühle, das sie ihren Weg gehen. Auf ihre ganz eigene Art. Ich erlebe, das Glarisegg für viele Menschen ein wichtiger Platz des Lernens und Wachsens ist. So, wie er es für mich war und immer noch ist. 

Anmerkung: Bis heute komme ich regelmäßig nach Glarisegg. Zuletzt 2021. Ich habe viele Jahre direkt gegenüber gewohnt, auf der anderen Seeseite, in Deutschland und konnte praktisch hinlaufen. Hier sind einige sehr wichtige und entscheidende Weichen in meinem Leben gestellt worden. Und es gibt kaum etwas Schöneres, als den Sonnenuntergang auf dem Bootssteg zu erleben. 

Heilarbeit für Menschen, Orte und die Erde 0