Fotos: Günter Gumhold; michael dunn dunn; Erwin Lorenzen; Radka Schöne; Andreas Hermsdorf / pixelio.de


Es gibt in den hebräischen Schriften eine Urblume - Schoschoanah. Sie ist Rose und Lilie zugleich. Rot und weiß. Sie verkörpert den Entwicklungsprozess des Menschen, wie keine andere. Das Wachstum, dem Licht entgegen, wird dem Wachstum der menschlichen Seele gleichgesetzt, das bis zur Vollkommenheit, der Blüte und ihrem absolut einmaligen, wundervollen Duft reicht. Damit nimmt die Rose/Lilie einen ähnlichen Platz ein, wie der Lotus im östlichen Erdenrund. Sie verkörpert die Entfaltung der Seele. Und so, wie die Pflanze braucht auch der Mensch fruchtbare Erde, helles Sonnenlicht, Wasser, Luft und Raum. 

 

Alle Rosengewächse besitzen fünf äußere Kelchblätter. Fünf ist die Zahl der Venus, der Erkenntnis und des vollkommenen Menschen. Aus der Teilung des Kreises durch fünf wird der Goldene Schnitt abgeleitet, eine Proportion von absoluter Harmonie. Mystiker, Poeten, Künstler aller Zeiten und vieler Kulturen haben die Rose als Königin der Blumen verehrt. Sie steht für eine Liebe, die über alle Grenzen, auch den Tod hinaus, bestehen bleibt. Alle Mutter-, Liebes- und Jungfraugöttinen werden mit der Rose als Symbol verbunden. So steht die Rose nicht nur für himmlische Vollkommenheit sondern auch für ganz irdische Leidenschaft und Liebe. Ihr Duft wird mit Anmut und Schönheit verbunden, ihre Dornen versinnbildlichen gemeinhin Schmerz, Blut und Leiden wegen der Liebe und für Andere. 

 

Im Altertum wurde die Rose auch mit Verschwiegenheit gleichgesetzt. In Ratsstuben aufgehängt war klar, dass der Inhalt der Gespräche nicht nach draußen dringen sollte. Bis heute finden sich auf Beichtstühlen geschnitzte Rosen, die mit dieser Bedeutung verbunden sind. Das ist einer der Gründe, warum Geheim-Orden, wie die Rosenkreuzer die Blume zu ihrem Symbol machten. 

 

Es scheint, als hätte keine Blume so eine tiefe Verbindung zu den essentiellsten, reinsten Gefühlen der Menschen. Dementsprechend vielfältig sind die Bedeutungen, die natürlich ganz besonders auch mit den Farben verbunden sind. Rot für die Liebe, weiß für die Unschuld, gold für die Vollkommenheit...

 

Jeder findet seine Bedeutung, denke ich. Klar ist nur, diese Blume lässt niemanden unberührt. 

 

Für mich persönlich ist die Rose die Blume, der ich mich am tiefsten verbunden fühle. Auch ich verbinde sie mit der Liebe, doch sehe ich die Dornen als Symbol dafür, dass diese Liebe für sich sorgt und ihren eigenen Raum einnimmt. Sie grenzt sich ab, erfolgreich, von dem, was nicht zu nah an sie herankommen soll. Sie steht auch sinnbildlich dafür, dass der Weg zur Vollkommenheit und wahren Liebe in unserem menschlichen Hier-Sein auch das Gegenteil beinhaltet. Auch Schmerz und Bluten gehören dazu. Nur die Reise durch alle Facetten des Seins öffnet uns den Weg zu unserem wahren Duft. 

 

 

 

 

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