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Unsere Vielfalt ist ein Schatz. Er schenkt uns einen bunten Reigen verschiedenster Blickwinkel auf das Leben. Ein Regenborgen. Eine Sommerwiese. Jedes Volk, jede Kultur, jede Glaubensrichtung, jeder Stamm hat seinen ganz eigenen, unverwechselbaren Weg eingeschlagen. Mit Liedern, Tänzen, Sprache, Kunst und einem völlig autarkem, einmaligem Verständnis vom Sein. Einander zu besuchen, unseren Geschichten zu lauschen und unsere Wege und Ansichten miteinander zu teilen, öffnet uns Möglichkeiten und Horizonte, die weit über unser eigenes Erleben hinausgehen. Unsere Verschiedenheit ist ein Geschenk, eine wundervolle Erweiterung unseres eigenen Wesens.
Was mich in Afrika immer wieder tief berührt, ist die unglaubliche Energie und Lebensfreude, die die Menschen hier ausstrahlen. Ihre Buntheit, ihr Lachen, ihren unverfälschten Rhythmus, den Willen und den Optimismus. Ich höre die Lieder, ich fühle das Pulsieren der Töne. Es ist, als würde die wilde Savanne mein Herz aufwecken und mit den Löwen jagen. Etwas in mir jubelt und wirbelt herum, wie ein freigewordenes Feuer, wenn ich hierher komme. Ich erlebe Kreativität und Erfindergeist, die mich sprachlos stehen lässt. Es sind Gaben, die die Welt, aus der ich komme, im starren Korsett von Regeln und Grenzen vergessen hat. Im engmaschigen Sicherheitsnetz Europas und Nordamerikas sind diese Fähigkeiten in uns eingeschlafen. Wer immer hierher kommt, fühlt sie wieder. Und wird gleichzeitig tief beschämt.
Amerika war ein blühender Kontinent. Hier sind die Hochkulturen der Inka, Atzteken und Maya zu Hause. Hier gibt es Mythen und Legenden, die von den Anfängen der Welt erzählen und von Zeiten, in denen die Völker dieses Kontinents Wissen besaßen, von dem der Rest der Welt noch nichts ahnte. Hier stehen Bauten und Ruinen, die für unsere heutigen Augen voller Rätsel stecken, die die indigenen Völker jedoch in ihren Erinnerungen sehr wohl erklären können. Hier gab und gibt es eine tiefe, spirituelle Verbindung zur Natur und Menschen, die die Balance mit allen Wesen als Wurzel ihres Glaubens leben. Hier sind Antworten zu finden, die uns helfen könnten, die Herausforderungen, die wir uns heute geschaffen haben, zu bewältigen. Vieles ist verloren im Nebel der Geschichte. Vieles wurde zerstört, zerschlagen und unkenntlich gemacht. Mit der Ankunft der Europäer, der Spanier und Portugiesen, veränderte sich das Bild radikal. Innerhalb kürzester Zeit wurden die Kulturen Mittel- und Südamerika's zerstört.
Australien steht meinem Herzen so nah, das ich nur die Bilder zu betrachten brauche, um Tränen in den Augen zu haben. Die rote Erde, das klare Licht, die Weite. Ich kann den Puls des Landes in mir fühlen. Er hat nie aufgehört, seit ich das letzte Mal dort war - am Uluru. Seit ich über die Endlosigkeit geflogen bin - ganz bewußt, ganz verbunden.
Es tut weh, was hier geschieht. Ein fragiler Kontinent mit einem delikaten Ökosystem ist innerhalb von nur zwei Jahrhunderten auf der Kippe zum Abgrund. Die Böden sind voller Salz, das Wasser wird knapp. Die Siedler haben ohne Wissen, ohne Weisheit und ohne Achtung vor dem Zusammenhängen des Lebens gehaust, als gäbe es kein morgen. Die Zeche wird bald zu zahlen sein.
Ich liebe die Vielfalt dieses Kontinents. Ich brauche nur wenige Kilometer zu fahren und schon bin ich in einer anderen Welt. Hinter jedem Hügel verändern sich die Menschen. Ich habe immer gedacht, das wäre etwas ganz Besonderes. Bis ich realisiert habe, das es diese Vielfalt eigentlich überall einmal gegeben hat oder noch immer gibt.
Doch durch die Tatsache, dass Europa sich und seine Vorstellungen über das Leben in jeden Winkel dieser Erde exportiert hat, ist die Vielfalt anderer Kontinente an vielen anderen Stellen unterdrückt oder zerstört worden.
Die pazifischen Inseln berühren auf eine ganz tiefe Art und Weise. Sie lösen eine Sehnsucht aus. Die Sehnsucht nach einem Paradies. Für Viele sind sie ein Traumziel und steht ganz, ganz weit oben auf der Wunschliste. Ich glaube, es liegt daran, dass hier tatsächlich einmal unser Paradies gelegen hat. Lemurien. Sie erinnern uns daran, wie es war, in diesem Einklang mit dem Meer zu leben. Sie erinnern uns an das sanfte Schweben in einer Art von Mutterleib.
Die Inseln des Pazifiks stehen für Fülle und Frieden. Irgendwie verströmt hier alles eine tiefe Harmonie. Das hat einen ungeheuren Reiz und führt uns zu unserer eigenen Balance zurück. Manchmal braucht es dafür nur ein wenig Zeit in der Hängematte an einem der Traumstrände. Manchmal braucht es dafür eine lange Auszeit und ständiges Wiederkehren. Ozeanien gibt uns die andere Seite unserer Seele zurück. Und hat dabei auch sehr viel Mehr Vielfalt zu bieten, als nur ein bloßer Sandstrand, Kokosnüsse und Korallenriffe. Allein Hawaii oder Neuseeland geben uns einen Geschmack von dem, was ein Paradies alles ausmachen kann.