Ruanda. Dieses Land kennt jeder nur wegen des Völkermordes an den Tutsi. Oder wegen der Arbeit von Dian Fossey mit den Gorillas. Das es eines der dichtbevölkertsten Länder Afrikas ist, das über so gut wie keine Industrie und nur wenige Ressourcen verfügt, lässt sich leicht nachlesen. Auch andere Fakten finden sich im Internet, genauso wie Fotos von einem wunderschönen Bergland im "Land der Tausend Hügel".
Aber auch Ruanda ist eigentlich einer der sprichwörtlichen weißen Flecken auf meiner Landkarte. Einer, der sich nur langsam aus dem europäisch-westlichem Blick auf den Einheitsbrei Afrika's herausschälen kann. Es ist beschämend, wie wenig ich selbst unterscheiden kann - zwischen all diesen Ländern eines ganzen Kontinents. Es wird Zeit, das Stück für Stück zu ändern. Und auch in dieses Land möchte ich. Gerade wegen seiner Geschichte. Ich möchte sehen, wie die Menschen heute zusammenleben. Wie sie wirklich sind - jenseits von Medienberichten, Filme und Stimmungsmache in jeglicher Form. Ich bin neugierig. So, wie auf jedes Land, das ich bisher noch nicht selbst fühlen konnte und über das ich so wenig weiß.
Als Leiter der UN-Friedens-Mission in Ruanda erlebte Dallaire den Wahnsinn des Völkermordes und die Zerstrittenheit der westlichen Welt in Bezug auf eine mögliche Hilfe. Was er sah, fühlte und aushalten musste, ließ ihn fast zerbrechen. Sein Buch beschreibt detailliert und klar, was geschah. Es beschreibt damit vor allem, wie das Konkurrenzdenken und die Spekulation auf eigene mögliche Gewinne und Verluste jeder denkbaren echten Hilfe die Hände band. Es beschreibt die Wirklichkeit hinter den Kulissen der UNO, die Abhängigkeit von den Geberstaaten, das unglaubliche Geklüngel und politische Taktieren, die finanzielle Not und die Angst vor wirklichem Handeln.
Dieses Buch stellt allen "reichen" Ländern ein beschämendes Armutszeugnis aus. Es lässt unsere Medienbezogenheit genauso fraglich aussehen, wie unsere Lippenbekenntnisse. Es konfrontiert uns mit unserer eigenen Heuchelei und deutlichen Schattenseiten eines hemmungslosen Kapitalismus, der nichts anderes im Sinn hat als Gewinn um jeden Preis. Und es konfrontiert uns mit der Tatsache, dass unsere Regierungen in der Regel mehr darum bemüht sind, ihr eigenes Scherflein ins Trockene zu bringen, statt menschlich zu sein.
Und gleichzeitig erzählt das Buch die Geschichte eines in sich zutiefst verstrittenen Landes, dass seine Wunden und Narben unter einer dünnen Schicht von Vergessen und mühsam erhandelten Verträgen versteckt. Es erzählt die Geschichte von Menschen, die sich von ihren Medien und ihrer eigenen Angst so sehr manipulieren lassen, dass diese Schicht abbricht und mitten im Wahnsinn des Völkermordes endet. Es erzählt die Geschichte von Menschen, die zu Ungeheuern werden.
Damit erzählte es die Geschichte von uns allen. Denn auch wenn wir so oft, etwas anderes von uns behaupten, die Trennung in unseren Köpfen ist noch lange nicht Geschichte. Sie ist lebendige und zerstörerische Gegenwart.
ISBN: 3-86150-724-2
Der Film erzählt eine wahre Geschichte inmitten des Völkermordes am Volk der Tutsi und den gemäßigten Hutu mitten im Herzen Afrikas. Und es erzählt die Geschichte eines Mannes, der dem weder tatenlos zusehen noch wegschauen konnte, wie es die ganze Welt tat. Er folgte seiner Überzeugung und rettete über 1200 Menschen das Leben.
Das ist noch ein anderer Aspekt des Genozid's in Ruanda. Der Mufti des Landes, der am meisten respektive Führer der Moslems veröffentlichte eine Fatwa, die den Moslems die Teilnahme am Morden der Tutsis verbot. Als das Land ein Schlachthaus wurde, wurden Moscheen zu Rettungsorten, an den Moslems, Christen, Hutus und Tutsis zusammenkamen, um sich gegenseitig zu schützen. Der Film basiert auf Augenzeugenberichten von Überlebenden, die in der großen Moschee von Kigali un der Madrasse von Nyanza Zuflucht suchten.