Gefangen im Kreislauf


Fotos: Angela Parszyk - Rosel Eckstein - Dieter Schuetz - Grace Winter (pixelio.de)


Wohin steuern diese beiden "Feinde", die sich in meinen Augen so sehr ähneln? Wohin steuern zwei Geschwister, die sich in immer neuen Hass- und Angstfeldzügen zu überzeugen versuchen, wie schrecklich der Gegner doch ist. Was trennt sie denn eigentlich? Der Glauben? Die Angst?

 

Israel isoliert sich selbst von der Welt und den Menschen. Das Trauma des Holocaust wirkt mit unverhüllter Wucht und macht aus der Ohnmacht der Opfer mitleidlose Täter, die jede ihrer Handlungen mit vorauseilendem Vorbeugen rechtzufertigen versuchen. Eine echte Aufarbeitung und einen Blick in die eigene Geschichte hat es nicht gegeben. Gegeben hat es immer nur ein einseitiges Bild auf die Vergangenheit, das die eigene Verantwortung leugnet. Gegeben hat es den stetigen Versuch der Kontrolle, damit die Massenvernichtung nicht wieder geschieht. Kontrolle bei den Anderen. Bei anderen Regierungen, anderen Politikern und anderen Völkern. Aber - was ist mit dem eigenen Glauben? Dem Glauben vom auserwählten Volk, das eine enorme Trennung verursacht. Einen tiefen Graben schafft, zwischen Juden und dem Rest der Menschheit. Auserwählt sein heißt besser sein und auch tiefer geprüft werden. So ein Glauben ist eine Autobahn in Richtung Selbstvernichtung. Wer hat das je hinterfragt oder auch nur gewagt, anzuschauen? Wer wird das je tun, bei so einem Tabu-Thema?

 

Geschieht das jedoch nicht, dann wird Israel weiter Unrecht erschaffen und sich mit Recht brüsten, das nur in seinem Kopf existiert. Es wird Siedlungen bauen und fremdes Land annektieren und mit dem Vorwand des Selbstschutz alle Ablehnung in Grund und Boden argumentieren. Es ist ein gefährlicher Weg. Das ehemalige Opfer wird zum Täter. Ein endloser Kreis. 

 

Ein Kreis, der verdeckt, was dieses Land auf beiden Seiten der Mauer ausmacht. Was die Menschen prägt und was für Juwelen sie in den Händen halten. Es ist kaum sichtbar - diese Fähigkeit, an die eigenen Fähigkeiten zu glauben. Zu glauben, das alles möglich ist. Das jeder mit seinen Talenten etwas wert ist und daraus auch eine Existenz bauen kann. Es ist eine Überlebenskreativität, die einmalig ist in der Welt. Eine Art des Selbstbewußtseins, die ansteckend wäre, wenn sie nicht ins raumumfassende Extrem getaumelt wäre. 

 

Die Palästinenser stecken genauso fest in ihrer Rolle des Trauerspiels. Als Opfer. Opferlämmer, die ständig neu geschlachtet werden. Einziger Ausweg. Nadelspitzen aus Selbstmordattentätern. Es ist kein Ausweg, es ist pure Verzweiflung. Das Messer sitzt an der Kehle. Sie spielen zusammen mit Israel das Spiel von Opfern und Tätern. Mit stetig neu zu besetzenden Rollen.

 

Einer muss aufhören. Einer muss innehalten. Die vielen kleinen Initiativen, die es versucht haben, verhallen immer wieder. Sie scheinen nur ansatzweise gehört zu werden, bevor die Seiten wieder im alten Sumpf versinken. Was muss noch geschehen? Und - wie lange unterstützt die Welt noch, was dort geschieht? Ohne es zu wagen, den Mund aufzumachen? Wegen der Geschichte?


Musik:

"Jerusalem of Gold"

Die heimliche israelisch Nationalhymmne. Die Musik geht unter die Haut. Sie verkörpert für mich alles, was Israel ausmacht. Den Schmerz und die Hoffnung. Doch leider impliziert sie auch, dass es nur die Juden sind, die Jerusalem wieder zum Blühen bringen. 

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"One day"

Die Hoffnung auf Frieden lebt in allen. In diesem Projekt singen Israelis und Palästinenser zusammen. Das hat so eine Kraft. Gemeinsam. Das ist der Schlüssel.

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Filme:

"Lemon Tree"

Ein Zitronenhain wird zum Symbol des Wahnsinns der Angst. Salma Zidane lebt am Rande der Westbank, samt ihrem wunderschönen Zitronenhain, den sie voll Liebe pflegt. Bis gegenüber der israelische Verteidigungsminister Israel Navon mit seiner Frau Mira in ein neues Haus zieht.

 

Die Palästinenserin Salma und ihr Zitronenhain werden nun als Gefahr für die Sicherheit des Ministers bewertet. Ein Zaun wird gezogen, ein Beobachtungsturm wird aufgestellt und das israelische Militär beschließt, den Zitronenhain gegen eine Entschädigung zu enteignen. Salma sucht Hilfe und beginnt einen beispiellosen Kampf für ihre Bäume.

 

Lemon Tree ist ein starker, leiser und mitten ins Herz zielender  Film, der mit wenigen Bildern und noch weniger Action die ganze Bandbreite israelisch-palästinensischer Beziehungen darstellt. Und ganz "nebenbei" auch noch die palästinensische Kultur und ihre engen Grenzen beleuchtet. Genial!

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"Alles Kosher!"

Mahmud Nasir ist Moslem. Naja, eigentlich. Denn eines Tages erfährt er, dass er als Kind adoptiert wurde, im Alter von zwei Wochen. Sein richtiger Geburtsname lautet: Solly Shimshillewitz. Er ist gebürtiger Jude..... Araber und Jude? In einer Person? Hilfe! In dieser herrlichen Kommödie wird alles leichtherzig und frisch auf die Schippe genommen, was Menschen normalerweise künstlich trennt. Ihr Glauben an Gott.

 

Aber der Film bleibt nicht bei der Aufdeckung der Absurdität religöser Kämpfe stecken. Obwohl das schon mehr als genug sein könnte. Er geht noch einen Schritt weiter. Denn Mahmud lässt sich nicht einfach in irgendeine Schublade stecken, verzweifelt oder gibt klein bei. Er geht zum Gegenangriff über und entlarvt dabei auf unnachahmliche Art die Scheinheiligkeit der Heiligkeit. Der Film ist ein Geschenk des Himmels. Und es ist genial, dass dieser wunderbar britische Humor wirklich über alle Grenzen wirkt. Danke!

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Heilarbeit für Menschen, Orte und die Erde 0