Fotos: Maik Grabosch - Jerzy Sawluk - Jerzy ( pixelio.de)
Für mich ist der asiatische Teil Russland's das Land meiner Vorfahren. Meine Urgroßmutter ist in Sibirien geboren. Woher die Familie kam, ist unklar. Wahrscheinlich waren es Deutsche, die einem Ruf nach besseren Lebensbedingungen gefolgt sind. Was ich fühle, ist Verbindung. Eine enge spirituelle Verbindung mit dem Land und besonders mit zwei Regionen: der Lena und dem Baikalsee. Es gibt kaum Worte dafür. Da ist etwas tief in meinem Herzen, dass niemals verloren gehen wird. Eine Verwurzelung. Das ist einer der Gründe, warum ich dem Feindbild Russland, dass im Moment so sehr gehegt und gepflegt wird, nicht zustimme. Ich weiß, dass es Abgründe gibt. Natürlich weiß ich das. Doch Feindbilder helfen nicht. Im Gegenteil. Sie versperren nur den Blick vor den eigenen Abgründen. Für mich ist Russland ein Teil meines Erbes. Eines Erbes, dass ich liebe und das mir Kraft gibt.
In einer Jurte in der Eiswüste von Jakutien, im noröstlichsten Teil Sibiriens leben der Rentierjäger Nanouk und seine Frau Sedna allein nach den Traditionen ihrer Vorfahren. Die moderne Zivilisation macht sich nur in den Kondensstreifen und gelegentlichen Hubschrauber-Vorbeiflügen bemerkbar. Die Natur verändert sich – die Jagd wird immer schwieriger, die Raben kommen früher und das Eis wird dünner.
Chena, der sie regelmäßig besucht, ist die einzige Verbindung zur Außenwelt und zu ihrer Tochter Ága, die ihre Eltern vor langer Zeit verlassen hat. Sedna würde gerne darüber reden, stößt bei Nanouk jedoch nur auf Sprachlosigkeit. Erst als Sedna stirbt, macht sich Nanouk auf, um Ága zu finden und kommt dabei in eine völlig fremde Welt. Der Film ist atemberaubend schön und so schlicht wie kraftvoll. Er erzählt von der Einfachheit des Seins und dem Wahnsinn der Zerstörung der Welt. Es sind die Bilder die wirken, und wie sie wirken...