Kloster Maulbronn  (Fotos: Echino / pixelio.de)

Diese Kirche hat Öffnungszeiten - und sie wollen mir die Zeit für das Fühlen eng begrenzen. Als ich ankomme, ist es fast zu spät.

 

Auf einer endlos scheinenden Fahrt, habe ich mich am freitäglichen Stuttgarter Feierabend-Stau vorbeigemogelt und kämpfe jetzt mit Kopfschmerzen. Maulbronn hat allerdings eine eigene Kraft und die hüllt mich sehr schnell ein.

 

Mein Kopf wird leicht, nur die Ohren leiden. Denn im Maulbronn der "Noch-Hochsaison" lärmt Musik durch das Kloster. Musik aus einem Info-Film, der in Endlos-Schleifen im "Filmraum" gleich hinter dem Eingang läuft. Ohne Zuschauer. Ich bin fast allein. Und es zieht mich vom Kreuzgang weg in einen Raum, der vor drei Jahren schon der kraftvollste Platz im ganzen Kloster für mich war. Der ehemalige Speiseraum der Mönche. Hoch, schlicht und in der Mitte von einem Gang von Säulen getragen. 

 

Nur beim Anblick dieses Raumes steigen sacht Tränen in mir auf. Als würde ich nach Hause kommen. Schon beim ersten Mal an diesem Platz, im Frühjahr 2008 habe ich das Besondere für mich hier gespürt. Ich bin singend durch den Raum gegangen. In jeden Winkel und immer tiefer ist Ruhe und Klarheit in mir gewachsen.

Diesmal lasse ich los von jedem Gedanken, allen möglichen Erwartungen, Erinnerungen und öffne mich für das Fühlen. Nur für das Fühlen. Meine Schritte gehen von allein, in Schlangenlinien um die Säulen herum. Mit jedem Schritt fühle ich die Kraft und die Klarheit in mir ansteigen, also würde sich langsam ein Licht in mir anzünden.

 

Eine leise Melodie, ein Mantra steigt in mir auf. Ich singe, leise, ganz behutsam. Die laute Musik vom Kreuzgang habe ich ausgeblendet. Dafür spüre ich tiefen Frieden aufsteigen. Ich werde ruhiger und ruhiger. Gehe mit meinen bedachtsamen Schritten und fühle den Raum mit meinen Augen.

 

Rechts ist eine kleine Nische, der Beginn eines Wandelganges. Dort ist für mich das Zentrum des Raumes. Und langsam wird dieser Platz heller als die Umgebung. Ich sehe Licht, genau dort. Ein Licht das immer heller wird und den ganzen Raum erhellt. Über den Raum hinausgeht.

 

Alles, was ich fühlen kann ich Liebe. Reine, pure Liebe. Es ist als hätte ich vom Wasser des Lebens getrunken. Direkt aus der Quelle. 

Heilarbeit für Menschen, Orte und die Erde 0