Externsteine  (Foto: CIS / pixelio.de)

Ohne meine Freundin, die mich begleitet, hätte ich mich nicht hergewagt. Einmal war ich schon an diesen Steinen und bin ganz ernüchtert wieder gegangen. Das ist jetzt sechs oder sieben Jahre her. Seitdem habe ich um diesen Platz einen Bogen gemacht. Es ist nicht nur der Ort selbst, auch die Gegend rundherum fühlt sich für mich nicht einladend an. Irgend etwas hier gibt mir das Gefühl überhaupt nicht willkommen zu sein.

 

Aber diesmal habe ich eine "Führerin". Christa kennt sich aus an den Externsteinen. Und sie zeigt mir ihren Zugang. Einfach nur den Zugangsweg. Sie hört mir zu, wenn ich meine Eindrücke erzähle und das gibt mir den Mut, mit den Steinen "zu stellen". 

 

Schon auf dem Weg vom Parkplatz fühle ich heftige Energien. Der Wald selbst hat alles gespeichert, was jemals dort geschehen ist. Ich fühle Nazi-Energie. Aufmärsche und Haß. Es ist eine echte Überwindung weiterzugehen. Im Dunkeln wäre das wohl ein Platz zum Fürchten. Es braucht all' meinen Mut, trotz Begleiterin und meine eigene Klarheit um wie ein Gegengewicht, gegen diese drückende Energie zu schaffen.

 

Als ich die Steine dann sehe, vom See aus, ist das Drückende verschwunden. Aber es gibt nur einen kleinen Radius, einen kleinen Spielraum von Fläche, auf dem sich alles frei anfühlt. Wirklich frei. Und dann wird für mich die Schönheit und die unglaubliche Kraft dieses Platzes ganz deutlich fühlbar. Ich habe das Bild von vollkommener Harmonie zwischen Weiblicher und Männlicher Kraft. Die Steine sprechen zu mir und sie sprechen in so einer Intensität und Deutlichkeit, dass ich fast sprachlos bin. Ich stehe dort an diesem See, schaue auf die Steine und spüre, wie sich eine Welt anfühlt, in der männliche und weibliche Kraft gleichwertig in vollkommener Harmonie und im Bewußtsein ihrer ganz eigenes Schätze zusammen wirken. Keiner steht über dem Anderen. Keiner bestimmt über den Anderen. Vollkommene Balance. Jeder folgt seiner eigenen Stimme, ist sich seines eigenen Werte bewußt. Was ich dort sehe und fühle, ist die Liebe, die ich mir immer erträumt habe zwischen Mann und Frau. So soll es sein. So kann es sein. So wird es zu einer echten Feier des Lebens. Es ist wunderschön. Einfach wunderschön und ich schwelge wie in einem Ozean an Glücksgefühl. Eigentlich möchte ich gar nicht mehr weg von diesem Platz. 

 

Und nach ein paar Schritten weiß ich auch warum. Denn die Energie und auch der Anblick der Steine beginnt sich schnell zu verändern. Ich habe das Geüfhl, dieser Platz hat alles gespeichert, was jemals dort geschehen ist. Und alles fließt bei meinem Rundgang durch mich hindurch, wird fühlbar und sichtbar. Und das ist ziemlich beängstigend. Denn die Dinge, die hier stattfanden waren alles Andere als nett und harmlos. Ich spüre die dunkle Kraft eines Felsens, wie einen Sog. Fast wie ein schwarzes Loch. Verzweiflung, Traurigkeit und Auswegslosigkeit springen mich förmlich an. Minuten später, nachdem ich ihr meine Wahrnehmung schildere, sagt mir Christa, dass dort schon viele Selbstmorde stattgefunden haben.

 

Und es geht weiter, Schritt für Schritt werden neue Bilder und Gefühle frei. Und es wird immer heftiger. Ich muss mich fast zwingen, weiterzugehen. Ich spüre, dass die weibliche Kraft hier total mißbraucht und vergewaltigt wurde. Diese Externsteine waren ein bevorzugter Platz, um die Stärke und Unbezwingbarkeit der Männer zu zeigen. Da ist wieder die Nazi-Energie. Ich sehe die Fackeln, die Aufmärsche, ich höre die Stimmen. Sie sind alle noch da. Sie sind alle noch spürbar für mich. Es ist wie das Waten durch ein tiefes dunkles Wasser, dass mit jedem Schritt schwärzer wird. 

 

Meine Schritte werden schneller. Es ist mehr, als ich aushalten will und kann. Es zieht mich mit Macht zurück zum Ausgangspunkt. Zu "meinem" Platz. Vorbei an allen Touristen, an dem ganzen Trubel, der vor dem See herrscht. Dort gibt es nichts, was mich zum Anhalten bewegen könnte. Gar nichts. Ich fühle nur diese überdimensionierte männliche Kraft. Die Verherrlichung. Kein Raum für Frauen. Gar keiner. 

 

Durchatmen. Zurück am Platz der Balance. Ja, sie ist weiterhin da. Und ich habe das Gefühl, dass das die eigentliche Kraft, die eigentliche Bedeutung und die eigentliche Aussage der Externsteine ist. Frieden zwischen Frau und Mann. Leben und Sein. Hand in Hand. Auf einer Augenhöhe. Wertschätzend. Gleichberechtigt in jedem Sinn des Wortes. Das ist meine Welt. Hier bin ich zu Hause.

Heilarbeit für Menschen, Orte und die Erde 0