Tag 8 - Spechtsbrunn nach Grumbach
Entfernung: ca. 28 km, ca. 210 HM↑, ca. 100 HM↓
Lauftempo: erst sehr schnell, dann suuuuuper gemütlich
Es ist ein Vorteil, die Strecke schon zu kennen. Ich weiß ganz genau, wo ich schnell laufen muss und will und wann die idyllischen Abschnitte auf mich warten.
Der Morgen ist herrlich. Nebelverhangen. Das kaschiert den Lärm der nahen Straße und verdeckt sogar die Unbilden des asphaltierten Wanderweges. Ich bin im Frankenwald, hier ist alles anders. Die Segnungen des Reichtums haben viel kaputt gemacht, die Ursprünglichkeit zubetoniert und den Auto's die absolute Piorität gegeben. Der eigentliche Wanderweg würde bis Steinbach am Wald direkt an der Frankenwaldhochstraße entlangführen. Über acht Kilometer Asphalt im stetigen Verkehrslärm.
Gott sei Dank gibt es eine wunderschöne Alternative. Auf kleinen Pfaden, durch richtig urige Landschaften. Aber die Straße bleibt nahe. Ich höre sie, die ganze Zeit und es fällt mir super schwer, das auszublenden. Für mich ist es so, als würde der Lärm alles überdecken, wie ein schwarzes, schweres Leichentuch. Selbst der strahlende Sonnenschein kann diesen Eindruck nicht ganz weg-leuchten. Ich bleibe schnell, will einfach nur weiter. Weg von hier.
Zuerst jedoch muss ich mitten hinein in den Ort, Steinbach am Wald. Nirgendwo am Rennsteig fühle ich mich so fehl am Platz wie hier. Schon auf dem Alternativweg bis hier, fehlte mir die Kennzeichnung, die Kilometerangaben, das Wissen um die Strecke, dich ich wirklich gelaufen bin. Dafür gibt es zig Kennzeichen für Rundwege, die mir allesamt vollkommen egal sind. Der Rennsteig spielt hier spürbar keine zentrale Rolle mehr. Er läuft so nebenher, wie ein hinkendes, unbeliebtes Kind, das man halt mitfüttern muss, auch wenn man es nicht will. Ich habe mich in Steinbach nie willkommen gefühlt. So ist es auch heute. Nach einer kurzen Pause fliehe ich aus der drückenden lauten Stadt. Ich weiß, ich muss noch einige Kilometer an der Straße und auf dem Asphalt weiterlaufen, bis ich endlich wieder in den Wald eintauchen kann.
In meinem Inneren hat der unerbittliche Antreiber die Regie übernommen. Keine Pause. Nur weiter, weiter, weiter, wie unter Zwang. Weg, weg, weg.... Nichts hält mich hier.
Bis zum ersten Grenzstreifen. Bis zur ersten Hütte. Hier lege ich den Rucksack hin, hier organisiere ich meine Übernachtung und hier merke ich, das ich viel zu schnell unterwegs war. Ich habe unendlich viel Zeit. Die Sonne scheint weiter und ich mache es mir in ihrem Schein gemütlich. Fotosession, Trinken, Essen, die Grenze fühlen und dann langsam, langsam weiter schreiten. Ich weiß, jetzt wird es grandios schön. Brennersgrün. Was für ein kleines Juwel im Wald! Hier hätte ich gern übernachtet, wenn es möglich gewesen wäre. Aber die einzige Herberge ist verschlossen. Schade!!!!
Am Ende des Ortes grüßen mich die vertrauten Stein-, Ast- und Nadelkreationen. Eine ganze Miniaturstadt haben die Leute mittlerweile gebaut und pflegen sie liebevoll weiter. Es macht Spass, jede Ecke zu erkunden... Die nächste lange Pause. Wieder entstehen unzählige Fotos, während ich mich gemütlich auf dem Waldboden räkele. Und auch die letzten Meter nach Grumbach hinein sind ein Gedicht. Weite Ausblick, herrlich blauer Himmel, soooo schön!
Die Unterkunft - naja, ich wußte, es wird spätspartanisch. Dafür entstehen nette Gespräche mit den Wirt, der mir sogar das Essen ins Zimmer bringt. Ich habe ihn darum gebeten, denn in einer verräucherten Gaststube werde ich keinen Bissen runterbringen. Ja, es ist nett und irgendwie doch gemütlicher, als ich gedacht habe....