Bank of England Museum - London  (Foto: Rike / pixelio.de)

Das Londoner Bankenviertel am Morgen ist ein Tollhaus. Männer in maßgeschneiderten Anzügen, das Ohr fest mit dem Kopfhörer ihres Handys verbunden hasten an mir vorbei. Zielstrebig und gehetzt. Die Frauen stecken in der Einheitsuniform kurzer Miniröcke und hoher Stöckelschuhe. Alles ist voller gedeckert Farbe. Leuchtkraft gibt es hier nicht. Nur ein grau, blau und schwarz, das mich sofort an die "grauen Herren" aus Michael Ende's "Momo" erinnert. Ja, hier bin ich in ihrer Welt. In der Welt der "Zeitsparer". Nur, das ihre Währung das Geld ist. Aber das ist gar nicht wichtig. Das Ergebnis bleibt das gleiche. Mangel.

 

Ich möchte mir das Museum anschauen, das die Geschichte der ersten englischen Bank nachzeichnet. Die Geschichte von Geld. Ich bin neugierig, auf die Selbstdarstellung dieser Institution. Und ich möchte wissen, wie sich dieser Ort, der als die "Crème de la Crème der Finanzwelt gilt, sich selbst nach außen präsentiert. 

 

Es ist faszinierend, einer Darstellung zu folgen, die sich permanent um ihren eigenen Wesenskern vorbeihangelt. Einer Darstellung, die auf Angst basiert. Zentrum der Ausstellung ist die Inflation und damit natürlich auch die wichtigste Funktion der Bank - die Balance zwischen Geldwert und Warenwert. Es fühlt sich nicht nach einer objektiven Sichtweise an. Es ist eher eine PR-Maßnahme, bei der sich die Darsteller selbst beglückwünschen. Denn die eigentliche Frage nach dem Warum bleibt unbewantwortet. Warum braucht es dieses System überhaupt? Was ist der eigentliche Sinn dahinter? Und warum ist es denn tatsächlich entstanden?

 

Ich muss eine Weile suchen, bis ich einige karge Hinweise finde, die die Antworten ahnen lassen. Zwischen den Zeilen und abseits der wichtigen Räume. In den Ecken und Winkeln, wo kaum jemand hinschaut. 

 

Da ist zum Beispiel der dezent platzierte Hinweis darauf, warum die Bank überhaupt gegründet werden musst? 1694 brauchter der damalige Könige - William III. dringend Geld. Er wollte Krieg führen, gegen Frankreich. Mal wieder. Geld als Mittel für ein Blutbad? Ja, weil sich so am schnellsten die meisten Gewinne machen ließen. So ist es bis heute. Nicht umsonst haben alle Banken in irgendeiner Weise ihre Hände in Waffengeschäften. Ob nun offen oder versteckt. Es ist nicht das Geld, das dem größten Wachstumschancen folgt. Die Gier dahinter ist es, gefüttert von der Angst. Der Angst der Menschen.

 

Dann ein anderer Punkt. Die Abkopplung des Geldwertes vom Gold. Solange klar blieb, das der Geldwert einer gleichen Menge an Gold entsprechen muss, bliebe eine fragile Balance bestehen. Es war wenigstens noch ein materieller, faßbarer Wert in Raum. So, wie Arbeit als Gegenwert für die Geldmenge. Aber dieser Moment ist Geschichte. Der Geldwert, der seit der Abkopplung im Umlauf ist, hat mit echten Werten nicht mehr das geringste zu tun. Es ist eine riesige Schaumblase aus heißer Luft, die schneller und schneller um sich selbst kreist. Interessanterweise zeigt das Bank-Museum in seiner Darstellung sogar eine sofortige Folge, die seither nie mehr in den Griff zu bekommen war. Preissteigerung. 

 

Der ursprüngliche Goldwert ist sogar fühlbar gemacht worden. Ein 13 kg schwerer Goldbarren im Wert von einer viertel Millionen Pfund kann per Hand gehoben werden. Natürlich ist es entsprechend abgesichert. Die Schwere überrascht. Und sie gibt mir ein handfestes Gefühl. Ein Gefühl von Klarheit. Aber gleichzeitig merke ich auch, wo dieses Gold eigentlich hingerhört. Nicht in abgesperrte Räume. Unter Verschluß. Es ist ein Metall der Erde. Und dort, nur dort ist sein richtiger Platz. Niemand hatte es Recht, ihn aus dem Gestein zu reißen. Niemand hatte das Recht, die Gesteinsstruktur der Erde zu zerstören. So, wie niemand das Recht hätte, aus unserem Körper Knochen zu zerren und zu verarbeiten. 

 

Aber auf solche Zusammenhänge oder grundlegende Fragen wird hier natürlich kein Wert gelegt. Die Menschen, die in der Finanzwelt leben und für die die Bank die Wurzel und der Wesenszweck ihres Seins ist, werden das System nicht in Frage stellen können. Dafür sind sie zu tief darin verwoben. Sie glauben an das, was sie tun.

 

Solange, bis sie sich selbst beginnen Fragen zu stellen, weil das System bröckelt und bröckelt und bröckelt. So, wie es jetzt gerade überall auf der Welt geschieht. Ich bin gespannt, was passieren wird. Das hier ist auf jeden Fall ein Ausflug in die Vergangenheit gewesen, die sich in den nächsten Jahren mehr und mehr selbst ad absurdum führen wird. Die Frage für mich ist nur, welche Form der Wandel haben wird. Und das hängt von den Fragen der Menschen ab und ihrem Mut, hinter die Kulissen zu schauen und alte Mauern niederzureißen.

Heilarbeit für Menschen, Orte und die Erde 0