Es ist früher Morgen. Sehr, sehr früher Morgen. Die Sonne ist kaum aufgewacht. Sie schickt ihre Strahlen über die Ebene über mir. Ich jedoch, ich steige hinunter. Weiter. Tiefer. Eine kleine Treppe führt mich steil hinab an den Strand. Die Steine werden nasser, glitschiger. Das Wasser tropft herunter. Es wird kühl und feucht und das Meer kommt näher und näher. Dann betrete ich den Strand. Keine Fußspuren. Alles ist frischgewaschen von der letzten Flut. Als wäre niemals jemand hier gewesen. Jungfräulicher Boden. Es tut sooo gut.
Mein Schritte folgen langsam den erwachenden Sinnen. Sie wollen fühlen. Nur fühlen. Alles um mich herum ist groß, gewaltig. Es türmt sich über meinen Kopf auf, wie ein Gebirge. Ich spüre die Macht. So, wie die Kraft des Meeres, das in wenigen Stunden wieder jeden meiner Schritte bedecken wird. Als hätte es ihn niemals gegeben. Ich fühle die Kraft, wenn ich über die riesigen Steine klettere, die mich in die nächste unberührte Bucht bringen. Der Sand ist blankgewaschen wie eine polierte Muschelschale. Und um mich herum dröhnt die Stille im Rhythmus der Wellen. Ich könnte ewig hier unten stehen. Ich möchte verwachsen mit den Felsen. Ich möchte Eins werden mit dem Puls des Ozeans. In mir ist pure Freude und die Unendlichkeit der Tränen. Da ist Trauer über die Trennung unserer Körper und Freude über diese wiedererwachte Verbindung der Seelen.
Nichts davon konnte ich gestern ahnen, als laut lärmend ganze Gruppen von Menschen hier herum tobten und ihre Muster in den Sand malten. Alles wollten sich verewigen. Alle waren spielend, neugierig und vor allem unüberhörbar. Dort konnte ich die Energie von jetzt nur tasten.
Ich sitze im Sand. Allein mit der Natur. Allein mit der Allmacht des Seins. Allein im Angesicht des Lebens. Und ich fühle mich so wohl. So unendlich wohl. Was sollte ich jemals brauchen. Was, außer dem hier?