Glastonbury  (Foto: Iris Kämmle / pixelio.de)

Es fährt sich nicht leicht durch dieses ländliche England. Schon gar nicht an einem Samstag. Überall empfängt mich Stau. Die Straßen, auf die ich ausweiche werden immer kleiner und abenteuerlicher. Aber nur so gelingt es mir, den Verkehrsstrom zu umgehen. Nur so komme ich überhaupt nach Glastonbury. 

 

Die Landschaft von Somerset ist wunderschön. Weite grüne Hügellandschaft und dazwischen finden sich tatsächlich noch alte Bäume, die diese wunderbare Kraft ausstrahlen, die ich so liebe. Dann sehe ich es - das Tor von Avalon. Auf einem weithin sichtbaren Hügel stehe ein Monument. Ich weiß gar nicht was es ist, ich nehme es einfach nur wahr, ganz ohne Analyse. Und gleichzeitig fühle ich - da ist keine Kraft mehr für mich. Die Landschaft kurz vorher hat mich viel mehr berührt als dieses Tor. Der Eindruck verändert sich nicht, beim Näherkommen. Es wird schlimmer. 

 

Glastonbury ist eine Stadt, wie so viele Andere. Umzingelt von Gewerbegebieten und mehrspurigen Straßennetzen. Ich folge den Wegweisern zum Tor gar nicht erst. Ich weiß, dass ich dort nicht mehr hin muss. Auch die vorher gebuchte Übernachtung storniere ich, ich werde sie nicht mehr brauchen. Ich möchte nur einen kurzen Blick hinein in den Ort werden. Über den Wochenmarkt schlendern, vielleicht ein Eis essen, etwas biologisches Essen einkaufen. Kurz ausruhen.

 

Es ist erstaunlich leicht einen Parkplatz zu finden. Nur wenige Meter vom Zentrum entfernt. Gratis. 

 

Kaum ausgestiegen empfängt mich eine Woge von Suchern. Hier sind alle entweder klar und deutlich alternativ gekleidet oder Touristen. Die Einen sind bunt und leger, halten Zigarette oder Kind in der Hand, wuscheln durch die langen Haare und schauen ziemlich wissend umher. Die Anderen haben ihre Kamera umgegurtet und sehen etwas verloren aus in diesem fremden Land. Die einen parlabern über Erleuchtung, die anderen über den besten Platz für einen Kaffee. 

 

In der Stadt reiht sich ein Eso-Laden neben dem Anderen. Es ist wie ein großer spiritueller Supermarkt. Nun - eigentlich mag ich solche Läden sehr gern. Aber hier wirkt alles vollkommen unwirklich und übertrieben. Ich bin in einer lebendigen Ausgabe des Berliner "Sein"-Magazins gelandet. "Erleuchtung zu verkaufen." Hier Tarot-Karten lesen, dort die neueste Methode der Traumdeutung. Hier ein "Kurs im Wundern" dort ein Stück "Matrix Evolution". Hier ökologisch korrekter Kaffee, dort Traumfänger. Hier die Geheimnisse der Schamanen, dort die keltischen Weisheiten. Hier wird man zum Druiden geschult und nebenan zum Guru der Methode XYZ. Hier gibt es bunte Kleider, dort Mantras. Alles ist da. Alles. Was immer sich dazu eignet, vermarktet zu werden. Was immer sich dazu eignet, einem Sucher, neue Nahrung und Hoffnung zu geben. Was immer sich zu Geld machen lässt. 

 

Die Menschen wirken nicht besonders entspannt. Das können sie auch nicht sein. So eine Suche ist anstrengend. Weil man ständig schauen muss, ob man nicht das Wichtigste verpasst. Ob das wirkliche letzte, wichtigste Geheimnis, das entscheidene Puzzlestück der Erleuchtung nicht gerade um die Ecke auf Einen wartet. 

 

Natürlich gibt es auch die andere Seite. Leckeren veganen Kuchen zum Beispiel. Tolles Essen. Bio überall. Ganz korrekt. Aber ich bekomme trotz dem Angebot nicht mehr als eine Kugel Eis hinunter. Und ehrlich gesagt, sie schmeckt nicht besonders. So, wie mir auch Glastonbury nicht schmeckt. Ich weiß, Jeder wird das hier anders empfinden. Ich habe eine Freundin aus Cornwall, die jährlich beim hiesigen Festival mithilft und völlig begeistert ist von der Ausstrahlung des Ganzen. Ich jedoch bin nur abgestoßen. Weniger als eine Stund halte ich das Ganze aus. Mehr geht nicht. 

 

Dann beschliesse ich, nicht nur Glastonbury sondern auch England fluchtartig zu verlassen. Ich muss nach Norden. Nach Schottland. Ich brauche Stille. Um meine eigene Stimme zu hören. Und meiner eigenen Weisheit zu lauschen. Ganz gratis. Mit Erleuchtungsgarantie. 

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