Tag 7 - Paleokastritsa Ruhetag und Abschied

Es sickert langsam in mich hinein. Ganz langsam. Meine Reise wird hier zu Ende sein. Meine Wanderung. Der Trail. Das Knie möchte nicht mehr. Es braucht eine richtige Auszeit. Eine komplette Pause. Ganz langsames Herantasten - zurück zu sich selbst.

 

Früh am Morgen schaue ich ins Kloster - vor den ersten Busladungen voller Touristen. Die Ikonenwand ist noch ganz dunkel, die Mönche machen sauber. Leitern stehen im Chorraum, Lampen werden geputzt. Es ist fast unmöglich, ein wirkliches Gefühl, für dieses wichtigste Kloster Korfu's zu bekommen. Und als die ersten Gruppen hereinstürmen, ist es ganz vorbei.

 

Das hier ist für mich Tourismus in seiner schlimmsten Form. Laut, trampelnd und als ewiger, stetiger Menschenstrom. Alle drängeln sich in einer kleinen Kirche und lauschen den Erläuterungen ihrer Führer. Eine Gruppe nach der Anderen. Ohne Pause. Teilweise sind drei oder vier Gruppen zugleich im Raum. Ich sitze ganz hinten und schaue dem Theater zu. Was für eine Vorstellung! Alle drängeln sich nach dem besten Ausgangspunkt für Fotos. Wer von den Menschen fühlt diesen Platz? Wer hätte auch nur den Hauch einer Chance zur inneren Einkehr? Was zur Hölle soll das für ein Kloster sein? Es ist Disneyland. Mehr nicht.

 

Ganz Paleokastritsa scheint mir so zu sein. Die Lage ist gigantisch. Felswände, herrlichstes Wasser. Aber jeder Flecken ist zugebaut. Überall thronen Häuser, in den unwahrscheinlichsten Vorsprüngen krallen sie ihre Betonfüße in den Boden. Jeder Aussichtspunkt wird genutzt. Musik dröhnt. Eine Taverne neben der nächsten. Eine Verkaufsbude neben der Anderen. Eine Busladung folgt, wenn eine geht. Unglaublich abstoßend ist es für mich. Wie soll das hier in der Hochsaison sein? Was geschieht dann? Völkerwanderung? Um Himmels willen, wir haben erst Mitte April!!!

 

Eine kleine Bucht ist noch still. Die kann ich erreichen. Langsam vorsichtig. Leise tretend, damit mein Knie nicht rebelliert. Ich hüpfe sogar ins Wasser. Nackt, weil niemand da ist. Wundervoll!! 

 

Und als die Sonne langsam untergeht verstehe ich. Ja, der Trail ist für dieses Mal hier zu Ende. Es ist Zeit, anders weiterzugehen. Ich habe noch ein paar Wochen, um mich wieder zu erholen und ich werde sie dort verbringen, wo ich am Liebsten bin - in Afionas. Genau zwischen Agios Georgios und Agios Stefanos. Gleich neben Arillias. Dort, wo ich Korfu zum ersten Mal lieben gelernt habe. Dort fühle ich mich zu Hause.... Und dort werde ich wieder gesund und kann in aller Stille in mich hineinfühlen und verstehen, was mich eigentlich immer antreibt und wie ich meinen eigenen Rhythmus nicht nur an Pausentagen sondern immer gehen kann... 

 

Es wird mich das gesamte Jahr beschäftigen. Und noch darüber hinaus. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, das alles gut ist. Alles.

Heilarbeit für Menschen, Orte und die Erde 0