Persönliche Eindrücke (Foto: gänseblümchen / pixelio.de)

Irgendwie fühle ich sofort ein Lächeln im Gesicht, wenn ich an Italien denke. Die gute Laune und Lebensfreude kommen allein mit diesem Wort auf mich zugesprungen und lassen mich innerlich tanzen.

 

Meine italienischen Freunde sorgen allein mit ihrer Präsenz dafür, dass ich mich nach jedem Gespräch fühle, als wäre ich gerade in einen Jungbrunngen gefallen. Ihr ganzes Wesen ist ansteckend. Von der Sprache, den weitausholenden Gesten bis hin zur Küche. Dieses Land verkörpert den warmen südlichen Sonnenschein in einem Überschwang, der mich mitten im kühlen Norden tief innen leuchten lässt.

 

Ja, es stimmt. Das Reden kann auch sehr, sehr, sehr laut werden. Mobiltelefone und energiegeladene Aktivität können nicht nur elektrisieren sondern auch gnadenlos umhauen. Der Lärmpegel sowohl im Straßenverkehr als auch in jeder beliebigen Stadt sind ohrenbetäubend. Genauso, wie die Abgaswerte keiner näheren Betrachtung standhalten, ohne Hustenanfälle zu bekommen. Denn Regeln, naja, Regeln sind so etwas ganz Eigenes hier. Mit ihnen wir großzügig umgegangen. Und das ist auch gut so. Es lässt den Funken Freiheit und Unbekümmertheit überspringen, die ich als Deutsche sehr gut gebrauchen kann. Reihenhäuser und abgezirkelte Vorgärten werde ich hier vergeblich suchen. Obwohl, wenn ich mir die fein säuberlich aufgereihten Strandliegen samt Schirmen an den Mittelmeerstränden so anschaue, dann ist vielleicht doch schon mehr aus Deutschland gen Süden geschwappt, als ich dachte. Doch das Bild wird eigentlich eher von einer Art, hmmm, abgewohnten Charme bestimmt. Nicht überall, natürlich nicht. Italien ist so vielfältig, wie eine bunt belegte Pizza. Doch, das sind ja auch meine persönlichen Eindrücke. Keine Aussagen, auf die ich Allgemeingültigkeitsanspruch erheben würde. Doch, ich habe mich umgeschaut. In den Gassen von Rom und den kleinen Kanälen in Venedig. Da waren abblätternde Hauswände an der Tagesordnung. Das kann schön sein. Das ist auch schön. Wenn es noch alles zusammenhält. Was es für mich vor allen Dingen vermittelt: "Genieße das Leben. Lebe überhaupt. Das Äußere ist völlig zweitgrangig. Was soll ein schöner Schein, wenn innen drin Leere und Traurigkeit herrschen?" Stimmt, was soll der Schein?

 

Ich liebe auch diese Direktheit, die in einer wundervoll klangvollen Sprache eingewoben ist. Hier klingen selbst die Flüche wir eine kleine Symphonie, die genußvoll auf der Zunge zergeht. Genauso genussvoll, wie diese unglaublich einfache Küche, die mich einfach so dahinschmelzen lässt. Ich meine, Mehl, Wasser, Eier und Salz samt Tomaten... Was lässt sich hier daraus machen! Es ist unglaublich, oder? All diese Pasta, die eine echte Kunst ist, in genau dieser Einfachheit. Keine Schnörkel. Ehrlich, bodenständig und richtig gut. Die Familienrezepte sind gehütete Schätze, Mama's Kochtöpfe haben Kultcharakter. Nein, es braucht wirklich nicht viel, zum glücklich sein. Das lässt sich hier sehr schnell lernen. Und das, was wirklich glücklich macht, das kommt von Herzen. 

 

Das Leben hier, es fühlt sich einfach wie ein Fest an. Ein kugelrundes Fest, bei dem niemand auf Kalorien oder Diätpläne achtet. Leben findet jetzt hier und heute statt. Mit vielen Freunden an einem Tisch in einer lauen Sommernacht. Basta.

 

Und das in einem Land mit so einer intensiven Geschichte. Doch alle diese Ruinen der römischen Reiches und seiner Nachfolger werden hier fast mühelos in die Gegenwart integriert. Geschichte ist keine Last, an der man schwer tragen muss und die irgendwelche unlösbaren Knoten und Schulden hinterlassen hat. Es war einfach und jetzt ist es vorbei. Doch Geld lässt sich damit prima machen. Ja, warum denn nicht. Leichtigkeit auch hier. 

 

Doch es gibt auch Schwere. Es gibt auch pure Gigantonomie. Es gibt die Mafia. Und auch hier ist Dikatur kein Fremdwort. Nicht nur in der Vergangenheit. Doch die Freiheit war den Menschen hier immer wichtig. Das ist spürbar. Ebenfalls bis heute. 

 

Vielleicht ist die Kirche das Einzige, dass wirklich eine etwas gedecktere Note in dieses bunte Ensemble bringt. Im Petersdom konnte ich sie spüren. Hinter all dieser Schönheit lässt sich da eine Ahnung des alten Imperium Romanum finden. Vielleicht ist dieses Erbe des Weltherrschaftsanspruches doch nicht ganz so spurlos vorübergegangen. Doch wenn ich wieder aus der Kirche komme und die Sonne auf dem Gesicht fühle, das fröhliche Palaver der Menschen auf den Plätzen höre und mich am nächsten Brunnen niederlasse umd dem Treiben stundenlang zuzuschauen, dann verschwinden die Schatten. 

 

Was bleibt, ist die Schönheit. Die Schönheit der Menschen. Die Schönheit der Architektur. Eine Kunst zum Verlieben. Und ein Land, in dem ich gern vorbei flaniere, um nach dem Besuch beschwingt weiterzuziehen. Samt einem Lied auf den Lippen und dem Geschmack von Basilikum im Mund.

Heilarbeit für Menschen, Orte und die Erde 0