Castelo dos Mouros - 2015 - Zweite Begegnung

Diesmal geht es direkt ins Herz. Als ich vor einem Jahr hier oben stand und mit Tränen in den Augen meiner Vergangenheit nachgespürt habe, habe ich geglaubt, alles gefühlt zu haben. Aber es war nicht das Ende. Es war nicht die Vollendung des Kreises. Etwas möchte noch durchlebt werden. Mein Tod. Sterben von der Hand meines geliebten Mannes, sein Schwert in meinem Körper. Seine Wut, sein Hass, sein Feuer, das mich verbrennt. 

 

Ich sehe seine Augen vor mir. Augen, die ich auch in diesem Leben so gut kenne. Augen, die lodern, wir pure Glut. Eifersucht. Eifersucht auf mich. Auf mein Sein. Eifersucht auf die Tatsache, das er sich mir unterlegen fühlt. Weil ich das verkörpere, was er gern wäre und glaubt, nicht sein zu können. Ich spüre meine Kraft, meine Schönheit und meine Weisheit. Alles ist da. Ich lebe es, als Araberin in der Zeit, in der dieser Teil Portugal's maurisch war. Bis zu diesem Moment hatte ich die volle Unterstützung meines Seelenpartners. So fühlte es sich zumindest an. Aber irgend etwas, hat die straff gespannten Saiten in seinem Inneren zerreißen lassen. Etwas hat die Sicherung durchbrennen lassen. Sein Schwert fährt mir tief ins Fleisch, direkt unter dem Herzen und schneidet einen weiten Bogen aus dem das Blut strömt, wie eine unversiegbare Quelle. 

 

Ich spüre mein Entsetzen. Ein abgrundtiefes Loch, das mich verschlingt. Mein Vertrauen in die Männer versinkt darin genauso wie mein Vertrauen in mich selbst und meine Intuition. Mein letzter Atemzug und die Unversöhnlichkeit ist nicht aus seinen Augen gewichen. Oder doch? Ist dort ein Glitzern? Ist dort die Lähmung über sich selbst und diese Wahnsinnstat? Ja, ich spüre es. Da ist blanke Fassungslosigkeit und unendlich tiefe Trauer. Trauer über eine verratene, zertretene und getötete Liebe.

 

Es ist eine Trauer, die bis heute eine Mauer zwischen uns errichtet. Ich habe mich aus der Angst heraus, wieder etwas Ähnliches heraufzubeschwören kleiner gemacht, als ich wirklich bin. Bis ich es nicht mehr konnte. Bis es nicht mehr möglich war, mich zu verstellen. Ich bin groß. Aber ich bin nicht größer. Ich bin nur anders. Das hat er damals nicht verstanden. Versteht er es heute? 

 

Auch heute kenne ich seinen Jähzorn. Ich kenne diese Glut, die ihn damals zum Schwert hat greifen lassen. Sie ist immer noch da. Sie ist sein Feuer, das unbeirrbar brennt und oft genug, verbrennt. 

 

Eines weiß ich, in mir ist nur Liebe. Da ist keine Angst mehr, da ist kein Zögern mehr. Ich verstelle mich nicht, ich verbiege mich nicht, ich verändere mich nicht, nur um dieses Feuer in Zaum zu halten. Zu kontrollieren, nicht anzufachen. Ich bin ich selbst, ohne Abstrich. Und ich liebe ihn. Mit meinem ganzen Herzen, mit meiner ganzen Seele. Ich liebe ihn, voller Vertrauen, wie damals. Wissend, wie hoch sein Feuer lodern kann. Ich liebe und ich spüre das Schwert in mir. Es kann mich nicht mehr töten. Es kann mich nicht mehr verletzen.

 

Aber es hat immer noch die Macht, ihn vor sich selbst zurückschrecken zu lassen. Und vor mir.

 

Gefühlte Ewigkeiten sitze ich auf den Mauern des Kastells und schaue auf das Meer und das Tal zu meinen Füssen. Die Mauern und die Kraft dieses Berges haben meine Geschichte wieder ans Tageslicht geholt. Sie hat sich in Etappen hervorgewagt aus dem Dunkel der Vergangenheit. Spüre ich jetzt alle Facetten? Ist jetzt alles sichtbar, was gesehen werden möchte? Sind alle Tränen geflossen? Habe ich meinen Teil geheilt? Den Teil, den ich heilen kann? 

 

Ich glaube, ja.... Die Wunde in mir bleibt fühlbar. Aber sie behindert mich nicht. Sie lässt mich nur verstehen, zutiefst verstehen und sie lässt meine Liebe weiter und lichter werden, als sie jemals war. 

 

Mein Geliebter hat sich selbst am meisten verletzt. Er tut es bis heute. Und ich kann daran nichts ändern. Ich kann nur meine Version unserer Vergangenheit erzählen und für mich heilen. Die Liebe lebt wieder. Kein Schwert kann sie zerschneiden oder zerstören. Die Liebe lebt, in mir. Und ich weiß, sie lebt auch in ihm.....

Heilarbeit für Menschen, Orte und die Erde 0