Maeshowe - Orkney's


Maeshowe. Was verbirgt sich in diesem unscheinbaren und doch weithin sichtbaren grünem Hügel? In Sichtweite des Rings of Brodgar? Auf der energetischen Achse, die vom Zentrum Orkney's nach Nordosten läuft? Von Äußen sieht Maeshowe vollkommen harmlos aus. Aber das ist nur der äußere Anschein. Dieser Ort ist nicht harmlos. Er ist ein Kraftpaket. So, wie "La Hogue-Bie" auf Jersey

11 Meter lang ist der Gang ins Innere der Erde. 11 Meter hinein in den Schutz vor Regen und Wind. Draußen ist einer der kurzen, heftigen Regenstürme aufgezogen und durchnässt unsere kleine Gruppe. Unser Guide hat die Ruhe weg. Er steht kurzärmlig in der Kälte, wie mitten am tropischen Badestrand. Und er lässt nicht locker mir seinen Erklärungen, bis er alles gesagt hat. Wetter hin oder her. 

 

Gebückt geht es hinein ins Dunkel. Es ist mir so vertraut. Es könnte ruhig still und dunkel bleiben. Das Licht aus den künstlichen Quellen blendet mich. Die Kammer ist heute 4,50 Meter hoch ist. Der Hügel selbst misst jedoch 7 Meter und auch das Innere war einmal viel höher. Spitzer. Stimmiger. Vier Wächtersteine umrahmen die Ecken der Kammer. Die Wissenschaftler rätseln um ihre Funktion. Sie tragen nichts. Rein architektonisch betrachtet. Energetisch betrachtet sind essentiell. So empfinde ich es. 

Drei kleine Kammern gehen vom Hauptraum aus. Niemals wurden Knochen in ihnen gefunden. Jedenfalls keine, die wirklich den Namen Grabkammer belegen könnten. Rätsel. Nichts als Rätsel. Warum sollten Menschen, die selbst nur mit Mühe ein Dach über dem Kopf hatten so einen Ort bauen? Mit nichts als ihren Händen? Zu wenigen Händen noch dazu. Denn nach allem, was Wissenschaftler errechnen, bräuchte es weitaus mehr Leute, als die damals Ansässigen, um das hier in die Wege zu leiten. Es kam jemand von Außerhalb dazu. Wer und warum, das weiß keiner. 

 

Die Worte fließen über mich hinweg. Ich lächle in mich hinein und versuche mich zu konzentrieren. Der Guide macht seine Sache sehr gut. Mit viel Witz und Humor verteilt er die Informationen, so dass sie unweigerlich hängenbleiben. Fast eine Stunde unterhält er Leute, die wahrscheinlich nichts lieber täten, als schnellstens aus der Kammer zu entfliehen.

 

Sie wären nicht die Ersten, die hier klaustrophobische Ängste entdeckten. Einmal hat es Wikinger hier hinein verschlagen. Es war der perfekte Schutzort vor den Stürmen draußen. Nur hier konnten sie überleben. Mehrere Tage waren sie hier drinnen. Ihre Runen schmücken die Steine. Und laut den Legenden sollen zwei von ihnen in der Kammer wahnsinnig geworden sein. 

Ja, das kann ich nachvollziehen. Ich weiß, wie es mir auf Jersey ging, in so einer Kammer. Ich konnte fliehen. Beim ersten Mal, bevor ich bereit war, mich meinen eigenen Ängsten zu stellen. Aber ich wußte auch, was dort auf mich wartet. Die Wikinger nicht. Und die Besucher dort auch nicht. 

 

Ich fühle mich hier drin total wohl. Ich genieße den Raum und die Regelmäßigkeit der Wände. Mich stören nur die Worte. Ich wünsche mir Stille und Allein-Sein. Aber leider darf ich Maeshowe nicht allein besichtigen. Also konzentriere ich mich. Ich spüre, dass dieser Ort genau die gleiche Funktion hatte, wie La Hogue Bie. Er war ein Lernort. Ein Schulungsort. Hierher kam man, um sich seinen eigenen Ängsten zu stellen. Die drei Kammern sind genau dafür da gewesen. Dort hinein hat man sich gesetzt. Gebückt. Und meditiert. Gewartet, auf das, was aus dem eigenen Inneren aufsteigt. So, wie in den ägyptischen Pyramiden. Genau so. 

 

Die vier Steine sind die Wächter. Sie verkörpern den Geist der Priester, die hier auf die Menschen aufpassten. Diejenigen, die dafür sorgten, dass alles im Gleichgewicht bleibt. Halfen, unterstützten. Lehrer. Meister. 

 

Am Ende bin ich doch allein hier drin. Am Ende klettere ich sogar in einer der kleinen Kammern und lausche meinem Herzschlag. Es ist still. Wunderbar still. Die Gruppe ist schon draußen. Nichts von der scheinbaren Enge macht mir Angst. Nichts bedroht mich. In mir ist nur Freude. Frieden. Stille. Ich könnte hier liegen bleiben. Unter den tonnenschweren Steinen. Ich fühle mich so beschützt. Und dann stehe ich in der Mitte. Im Zentrum der Kammer. Im Kreuzpunkt der Wächter. 

 

Licht. Licht flutet durch mich. Ich sehe die Gesichter der Priester. Ich fühle Lachen, Freiheit, Grenzenlosigkeit. Ich sehe weite grüne Wiesen und endlos blauen Himmel. Meine Arme heben sich. Das Licht flutet aus mir, durch mich hindurch. Ich brauche keine Prüfung mehr. Ich bin durch den Sturm gegangen. Durch die Angst. Es gibt nichts mehr zu tun hier, für mich. Ich bin frei. Die Priester lächeln. Ich strahle. Leicht wie eine Feder ist mein Herz, als ich durch den Gang nach draußen gehe. Gesegnet. Lebendig. Und voller Kraft.

Heilarbeit für Menschen, Orte und die Erde 0