Aotearoa - das Land der großen, weißen Wolke, wie es bei den Maori genannt wird, ist und bleibt eines meiner Traumländer. Die gesamte Vielfalt der Natur ist hier auf engstem Raum versammelt. Es gibt keine Eintönigkeit sondern ein Feuerwerk an Abwechslung. Wilde Urwälder ohne jegliche Zugangsmöglichkeiten für Menschen; weite Fjorde, wie in Norwegen; uralte moosbepelzte Bäume, wie aus dem Feenreich; weite Sanddünen, die denen in Frankreich jeden Rang ablaufen; Hochgebirge, die nicht umsonst die neuseeländischen Alpen genannt werden; brodelnde Erde wie auf Island; Vuklanlandschaften wie auf La Réunion oder den Kanaren; Wasserfälle, die mit ihren glasklaren Pools zum Baden einladen; endlose Strände; ein tobendes Meer voller Kraft und Ungezähmtheit; riesenhafte Bäume; Wale und Delfine in solchen Mengen, das es Garantien dafür gibt, ihnen zu begegnen.... Oh ja, dieses Land ist ein Paradies. Ein Paradies, in dem sich die Kraft von Ozean und Erde miteinander vermählt haben und ihre ganze Schönheit sichtbar geworden ist.
Die Welt wurde aus der Liebe zwischen Himmel und Erde geboren. Himmelsvater Ranginui und Erdenmutter Papatuanuku waren in ewiger Liebe eng umschlungen. Ihre vielen Kinder lebten deswegen in Dunkelheit, auf dem engen Raum zwischen Himmel und Erde. Das wollten sie ändern und versuchten ihre Eltern zu trennen. Doch erst Tane Mahuta, dem zweiten Sohn und Gott der Wälder und Vogel gelang es, weil er nicht nur seine Hände sondern auch die Füsse einsetzte. Mit der Trennung entstanden Licht, Raum und Luft. So konnte sich das Leben entwickeln. Um Rangi, seinen Vater, über die Trennung hinweg zu trösten und ordentlich zu kleiden, schuf Tane auch Sterne, warf sie an den Himmel und setzte Sonne und Mond an ihre Plätze.
Es ist für ich unmöglich, diesen Ort von der Musik zu trennen. Der Filmmusik, die mich hierher gebracht hat. Jeder Schritt, den ich an diesem Strand gehe, ist getragen von den Klängen in mir. Jede Zelle über davon gefüllt. Alles in mir singt und klingt diese Melodie. "Das Piano". Ich bin oft hier, an diesem Strand, in diesem Winter. So oft es irgendwie möglich ist. Mit jedem Mal wird die Verbindung tiefer. Bis ich dann während meiner Wanderung auf dem Hillary Trail über einen Tag lang im kraftvollen Pulsieren des Ozeans einsinke. Ich lasse das Licht über den Bergen in mich hineinfluten, fühle die Wellen in meinem Blut und spüre die unendliche Weite des Sandes in den Augen brennen.
Der Sternenhimmel kitzelt mich wach. Vollmond schickt sein sanftes Licht um die Ecke. Es ist zwei Uhr morgens und ich bin dank meiner noch nicht abgeschlossenen inneren Uhrumstellung putzmunter. Gut zwei Stunden später, unter einem herrlich schwarzen Himmel, gehe ich auf Wanderschaft. Hinunter an den Strand. Über endlose Treppenwege, vorbei an Häusern voller schlafender Menschen. Es ist still. Wirklich still. Kein Geräusch, kein Laut, der nicht hierhergehört. Kein Rasenmäher, kein Auto, kein Flugzeug. Nichts.
Nur die Brandung und die Vögel, die das Nahen des neuen Tages fühlen und ihn singend begrüssen. So, wie ich.
Nach dem Glauben der Maori ist Cape Reinga oder Spirits Bay der Ort, an dem ihre Ahnen nach Hause gehen. Sie verlassen die Erde, sie verlassen das Land und ziehen in ihre Heimat. Vielleicht ist mir der Ort deshalb so nah. Er ist es schon seit dreizehn Jahren. Seit ich ihn zum ersten Mal gefühlt habe. Damals war ich mit einer Gruppe unterwegs, weil es keine andere Möglichkeit für mich gab, hier herauf zu kommen. Heute geht eine asphaltierte Straße bis an den Rand dieser Welt und nimmt mich mit an den Ort meiner Wünsche.
Der Abel Tasman National Park auf der neuseeländischen der Südinsel ist eine Perle. Traumstrände, fantastische Felsformationen und Wasser wie aus dem Bilderbuch. Doch leider ist er zu einer Perle geworden, die jeder kennt und unbedingt in seiner Schmucksammlung haben möchte. Dank der Lage des Park's direkt am Wasser, ist der Zugang so leicht, ist wie nirgendwo sonst. Der Weg zu Fuß ist die mühevollste Variante. Viel schneller und vor allem einfacher geht es mit einem Boot. Und so strömen Tag für Tag wahre Besuchermassen als Tagestouristen in eine Region, die ich vor dreizehn Jahren als Paradies im Gedächtnis gespeichert hatte. Viel ist davon nicht mehr übrig. Die Stille und Schönheit wird vom Dröhnen von Wassertaxis und dem nicht enden wollenden Gesprächen der Menschen übertönt.
Der Heaphy Track ist einer meiner Traumwege in diesem Land. Ich wollte ihn schon lange gehen, aber er war bisher immer einige Längen zu schwer für meine Beine. 75 oder 82 Kilometer, je nach Leseart und Buch führt er vom Golden Bay hinüber an die Westküste der Nordinsel. Und streift dabei alle denkbaren Landschaftsformen. Jetzt sind die Wege sorgfältig neu erbaut und befestigt worden. Bohlenholz trägt die Wanderer über die schlimmsten Schlammlöcher und Brücken warten da, wo früher jeder Regenguss aus Bächen reißende Gewässer gemacht hat. Unpassierbar zu Fuß.
Wie machen das die Kiwis nur? Wie können sie solche Pfade gut finden? Das, was für mich ausgewaschene Geröllhalden oder pure Schlammrutschen sind, finden sie vollkommen normal. Steilküstenpfade in Fußbreite mitten in frischen Abbruchkantengebieten? Warum nicht? Kletterpartien? Kein Problem. Dort läuft man lang oder hangelt sich an der Kette über dem Abgrund. Mit Rucksack. Mit allem drum und dran. 12-15 Kilo auf dem Rücken. Unter sich nichts, das einen auf dem Weg nach unten aufhalten könnte. Gar nichts.
Vor dreizehn Jahren bin ich diesen Track schon einmal gegangen. Bei strahlendem Sonnenschein und unbeirrbar blauem Himmel. Damals war mir nicht im geringsten bewußt, wie ausgesetzt und dem Wetter nahe dieser Weg ist. Mir war nicht bewußt, das hier der Sturm so sehr toben kann, das jeder Schritt über dem Baumgrenze unmöglich ist. Und an Schnee habe ich gleich gar nicht gedacht.
Diesmal schenkt mir die Natur alles. Ihre gesamte Bandbreite auf den 60 Kilometern Purheit. Regenbögen, Wolkengüsse, Hagel, Schnee und Sturm. Tosende Wasserfälle, Mossbäume und Sonnenlicht. Quietschnasse Schuhe und eisige Finger.
Werbeversprechen sind so eine Sache. Und der Milford Track wird dermaßen mit allen Superlativen dieser Welt überlastet, das ich zwar auf der einen Seite überglücklich war, einen Platz ergattert zu haben, aber andererseits auch mit allen typischen Nebenwirkungen gerechnet habe. Frei nach dem Motto, viel heiße Luft um Nichts.
Sechs Monate im Voraus muss man buchen, um irgendeine Chance auf einen der vierzig Plätze pro Tag zu bekommen. Sechs Monate!!!! Die Plätze sind in der Regel innerhalb von 2-3 Tagen ausgebucht. So ging es auch mir. Als ich im Oktober nachgeschaut habe war bis inclusive März alles weg. Einfach alles. Und dann kam die Überraschung.
Es ist einer der bliebtesten Tracks Neuseelands und das hat seine Gründe. Er ist kurz - nur drei Tage und knapp 32 Kilometer dauert die gesamte Wanderung. Er startet oder endet in unmittelbarer Nähe zur Abenteuer-, Backpacker- und Touristenhauptstadt des Landes - Queenstown. Und er führt durch eine absolut fantastische Landschaft. Der Routeburn berührt jede Landschaftsform, die Fjordland und der Aspiring National Park zusammen zu so einem Schatzkästlein machen. Hohe Wasserfälle, mystische Wälder, herrlichste Seen wechseln einander ab und außerdem lässt er den Wanderer dazu noch einen ganzen, langen Tag über der Baumgrenze schweben.
Aber die Beliebtheit hat ihren Preis. Trotz Buchungssystem ist der Weg für mein Gefühl überschwemmt mit mit verschiedenen Gruppen von Menschen.
Maori-Klänge, die für mich die Seele des Landes einfangen.
Ein Haka der Frauen. Kraftvoll und harmonisch zugleich.
Ein traditioneller Haka-Tanz der Maori. Wilde pure männliche Kraft.
Die Nationalhymmne Neuseelands. In beiden Landesprachen - Maori und Englisch.
Whalerider
Drehbuch & Regie: Niki Caro - 2002
Die Kultur, der gesamte Glauben und die aktuelle der Situation der Maori hätte sich kaum besser darstellen lassen, als in diesem berührenden Film. Es ist die Geschichte eines Mädchens, dass ihrer Bestimmung folgt und dabei scheinbar an den Traditionen ihres Volkes rüttelt und sie gleichzeitig bestätigt. Auf ganz neue Art. Sie verändert einen Ort, sie verändert einen Glauben. Und sie folgt ihrer inneren Stimme. Kraftvolle Bilder begleiten diese wunderbare Reise in die Welt der neuseeländischen Ureinwohner und ziehen den Zuschauer mitten hinein in ein anderes Leben...
Mahana - eine Maori Saga
Die Geschichte eine Familie ist gleichzeitig eine Geschichte zwischen Tradition und dem Überwinden von alten Grenzen, Überzeugungen und Ängsten. Es ist ein Weg in eine neue Identität. Eines der wichtigsten Themen, die Neuseeland heute insgesamt bewegen.
Das Piano
Drehbuch & Regie: Jane Campion - 1993
Die Westküste vor dem heutigen Auckland ist der Schauplatz dieses Filmes, der eine Hymmne auf die Musik ist und auf die Liebe. Eingebettet in die Wildheit neuseeländischer Natur beleuchtet er auch die Geschichte der englischen Besiedlung dieses so fremden Landes. Mit Traditionen, die gar nicht in diesen Teil der Erde passen, an denen aber "um jeden Preis" festgehalten wird. Besonders die damalige englische Sexualmoral wird hier äußerst treffend dargestellt mit all' ihren Absurditäten und Ängsten. Der Film hinterlässt Spuren. Mit seinen unglaublichen Naturaufnahmen hat er mich so tief berührt, dass ein Teil meines Herzens immer in Neuseeland sein wird.... und die Klaviermusik mein Leben begleitet.