Der Kepler Track

Vor dreizehn Jahren bin ich diesen Track schon einmal gegangen. Bei strahlendem Sonnenschein und unbeirrbar blauem Himmel. Damals war mir nicht im geringsten bewußt, wie ausgesetzt und dem Wetter nahe dieser Weg ist. Mir war nicht bewußt, das hier der Sturm so sehr toben kann, das jeder Schritt über dem Baumgrenze unmöglich ist. Und an Schnee habe ich gleich gar nicht gedacht.

 

Diesmal schenkt mir die Natur alles. Ihre gesamte Bandbreite auf den 60 Kilometern Purheit. Regenbögen, Wolkengüsse, Hagel, Schnee und Sturm. Tosende Wasserfälle, Mossbäume und Sonnenlicht. Quietschnasse Schuhe und eisige Finger. 

 

Und vor allem - atemlose Stille und tiefen Frieden. Ich möchte keinen Zentimeter missen und keine Sekunde. Es ist eine einzigartige Erfahrung, weit jenseits und doch mitten in dieser Welt. 

 

Der Kepler Track ist ein Kreis - es braucht - wenn man jeden Meter läuft, keinen Transport zum Ausgangs- oder Endpunkt. Alles beginnt in Te Anau, diesem wunderbaren kleinen Ort an einem traumhaften See mitten in Fjordland.... Und dort endet es auch.....

Es ist früher Morgen. Der ganze Ort beginnt sich gerade erst schlaftrunken die letzten Reste der Nacht aus den Augen zu reiben, als mein Rucksack schon fertig gepackt in dem kleinen Wohnwagen steht und mich anlacht. Zum ersten mal habe ich ein wirklich wetterfestes Bündel geschnürt. Mit dreifachem Regenschutz für den Schlafsack und doppeltem für den gesamten Inhalt meines Rucksacks. Die Wetterwarnungen des DOC-Büro's (DOC steht für Department of Conversation und damit für die Institution die alles Nationalparks in Neuseeland verwaltet) waren klar. Es wird regnen. Und es könnte auch stürmen. Auf jeden Fall wird es abenteuerlich. In meinem Gepäck stecken dementsprechend auch Wollmütze und Handschuhe. 

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Strömender Regen prasselt an diesem Morgen gegen die Scheiben. Der Himmel ist gleichmäßig grau und vor lauter nebligen Schwaden ist von den Bergen nur eine Ahnung sachter Schemen auszumachen. Ich weiß, da ist etwas, ich weiß es genau, aber, meine Augen können nichts entdecken. So wie die Meisten um mich herum, dehne ich das Frühstück übermäßig aus in der Hoffnung auf einen etwas zuversichtlicheren Wetterbericht, den uns der Ranger bringt. Aber es wird nur schlimmer. Der Weg führt heute fast den gesamten Tag über eine Höhe von circa 1300 bis 1400 Metern. Die Schneefallgrenze ist von 3000 auf 1300 Meter abgestürzt. Ich werde also den lang verschmähten Winter erleben. Heute und hier. Daneben noch ein bisschen Hagel und Sturmböen. Na, wunderbar. 

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Es ist herrliches Wetter. Sonnenschein, blauer Himmel. Ich schlüpfe in Schuhe, die noch genauso nass sind, wie am Tag vorher, aber die Sohlen sind nachts getrocknet und ich habe neue Socken an den Füssen. Die Schuhe werden beim Laufen trocknen - das habe ich gestern vom Ranger gelernt und ich glaube ihm einfach. Außerdem gibt es sowieso keine Alternative. Und ich bin nicht im geringsten dazu aufgelegt, mir von irgendetwas Äußerem die wunderbare Stimmung verderben zu lassen. 

 

Die Sandfly's umschwirren mich, wie immer im Fjordland. Aber das Wunderland vor meinen Augen können auch sie nicht schmälern. Ich gehe auf Entdeckungsreise. Erst ohne Rucksack, hinüber zum tosenden Wasserfall und dann voll bepackt, weiter zu nächsten Hütte und damit zum Manapouri See.

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Die Sonne kann kaum mit dem Tempo der anderen Wanderer mithalten. Das wilde Rascheln der Plastiktüten kommt ihrem Weckruf ein gutes Stück zuvor. Ich habe noch nie eine so angespannte Atmosphäre am Morgen erlebt. Jeder scheint als Erster am Ende des Trails ankommen zu müssen, um irgendein Transportmittel zu erreichen. Ich kann die Verpflichtungen und engen Zeitkorsetts körperlich spüren und drehe ihnen entspannt den Rücken zu. Aber in der Hütte hält mich nichts. 

 

Ich lasse die Leute ihre Hektik ausleben und starte auf einen Morgenspaziergang in Richtung Sonnenstrand. Endlich baden! Nackt springe ich ins eisige Wasser, bin sofort hellwach und genieße das Prickeln auf der Haut und die anschließende wohlige Wärme auf dem Sand. Noch einmal, noch einmal und noch einmal. Es fühlt sich einfach fantastisch an!

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Heilarbeit für Menschen, Orte und die Erde 0