Der Milford Track

Werbeversprechen sind so eine Sache. Und der Milford Track wird dermaßen mit allen Superlativen dieser Welt überlastet, das ich zwar auf der einen Seite überglücklich war, einen Platz ergattert zu haben, aber andererseits auch mit allen typischen Nebenwirkungen gerechnet habe. Frei nach dem Motto, viel heiße Luft um Nichts.

 

Sechs Monate im Voraus muss man buchen, um irgendeine Chance auf einen der vierzig Plätze pro Tag zu bekommen. Sechs Monate!!!! Die Plätze sind in der Regel innerhalb von 2-3 Tagen ausgebucht. So ging es auch mir. Als ich im Oktober nachgeschaut habe war bis inclusive März alles weg. Einfach alles. Und dann kam die Überraschung. Ende November muss irgend jemand kurzfristig abgesagt haben. Und so bin ich hier - am 23. Januar 2015.....

 

Der Track kostet richtig Geld. Über 300 NZ$ muss man sowohl an Hüttenkosten als auch für den Transfer bezahlen um überhaupt an Ausgangs- und Endpunkt der Tour zu kommen. Einen Bus von Te Anau, ein Boot zum Glade Wharf und am Ende ein Boot über den Milford Sound. Und das für vier Tage und 53,5 Kilometer. Mmmh....

 

Aber - diese Wanderung hat alle Versprechen gehalten. Und sie war jeden Cent wert. Wirklich jeden....

Es sind nur wenige Schritt von meiner Unterkunft hinüber zum Bus. Aber es sind Weltengrenzen, die ich dabei überquere. Von der Unabhängigkeit und Stille hinüber ins Touristenleben. Plötzlich stecke ich mittendrin in festen Zeitplänen und bin umgeben von der Energie von Menschen, die in nur wenigen Tagen alles sehen wollen. Im Bus geht es noch, aber auf dem Boot, das mich zum Beginn des Milford Trails bringt, umringt mich dann eine große Gruppe Japaner. Samt Kameras, Mundmasken, Handschuhen und fröhlich-aufgeregtem Redeschwall. 

 

Sie bleiben mir auch auf dem ersten kurzen Abschnitt der Wanderung erhalten. Aber es ist einfach, ihre Gehgeschwindigkeit abzuschätzen und ihnen auszuweichen.

HIER geht es zum ganzen Text

Was für ein Traum-Tag! Vom ersten Augenblinzeln bis zum Schlafengehen ist es Schwelgen in purer Schönheit. Trunkenes Glück und das Geniessen jedes winzigen Augenblicks. Es gibt keine Gedankenabschweifungen in meinem Kopf. Ich bin vom ersten bis zum letzten Augenblick ganz und gar im Hier und Jetzt. So unmittelbar und so ohne jede Unterbrechung, das dieser Tag die Ewigkeit darstellt. Ewiges Paradies.

 

Die Sonne lacht vom Himmel, umhüllt mich mit Wärme und lässt ihr Licht in jeden Winkel dieses Märchenwaldes leuchten. Der Clinton-River, dem ich auf einem richtig, richtig bequemem Weg folge blitzt immer wieder zwischen den Stämmen mit seinem sagenhaftem Türkis durch und lädt mich am Ende mit einem grandios tiefem, herrlich eisigem und vollkommen klarem Wasserloch zum Schwimmen ein.

Hier geht es zum ganzen Text

Es ist nicht der Anstieg, der heute in die Beine geht. Auf den bin ich seelisch perfekt vorbereitet und ich geniesse jeden kleinen Schritt und die langsame Stetigkeit in mitten morgendlicher Kühle. Es ist der Abstieg, der in jeder Faser meiner Muskeln spürbar bleibt. Fast 1000 Höhenmeter über steinübersäte, schmale Pfade. So ganz anders, als alles, was ich in den letzten zwei Tagen gesehen und durchlaufen habe.

 

Mackkinnon Pass. Das ist der Ort, an dem ich zwei Stunden verbringe. Ich bin als erste gestartet, jetzt gehe ich fast als Letzte weiter. Es ist so unglaublich schön hier oben. Warum sollte ich bei diesen Ausblicken gehen? Ich klettere auf einen etwas abseits liegenden Berg und bade in der Stille. Weiter unten ist munteres Treiben. Jeder Neuankömmling greift zum Fotoapparat und feiert den höchsten Punkt der Wanderung (auch wenn es bis dahin noch ein kleines Stück weiter ist) und sich selbst.

HIER geht es zum ganzen Text

Das Wetter verändert sich. Zum ersten Mal sind Wolken am Himmel. Grau und immer grauer ziehen sie hinter dem Bergen auf. Es ist Regen angesagt für diesen Nachmittag. Aber das ändert im Augenblick nichts am Rhythmus meiner Schritte. Für vier Uhr nachmittags habe ich das Boot gebucht. Mehr als genug Zeit, um diese letzten Kilometer eines Traumweges mit Herz und Seele zu erkunden. 

 

Aber die Sandfly's machen es mir heute schwer. Sie spüren die nahende Nässe und werden unter dem immer bleierner werdendem Himmel ständig aktiver und agressiver. Es ist kaum möglich, länger an einem Ort sitzen zu bleiben, ohne das Gefühl, langsam aufgegessen zu werden. Selbst das wunderbare Mückenmittel hat nicht mehr die volle Wirkung vor dieser Lust auf Blut. 

HIER geht es zum ganzen Text

Heilarbeit für Menschen, Orte und die Erde 0