Was für ein Ort! Der Brienzer See mit seiner unglaublich intensiven Farbe begrüsst mich, bevor sich die kleine Straße den Berg hinaufschlängelt. Je höher ich komme, umso stiller wird es. Die Bäume werden dunkler, knorriger und strahlen mehr und mehr Majestät und Seele aus. Der Weg wird immer abenteuerlicher. Kurz vor Ende wartet eine Brücke, deren Geländer mich um die Stabilität des Bodens bangen lässt. Sie führt über einen wilden Bergbach, in dem ich am liebsten sofort eintauchen möchte.
Und dann komme ich um die letzte Ecke auf dieses halbe Hochplateau, bei dem ich nicht so recht weiß, ob der Name "Alm" nicht besser passen würde. Das hier ist ein Traum von einem Ort.
Das Hauptgebäude erinnert mich sofort an ein Schweizer Hotel. Und am Berghang verteilt finden sich Häuschen, Jurten, ein frisch gebautes Seminarhaus, Zeltplätzchen und ein wunderschöner Meditationskreis. In mir ist Aufatmen. Ich liebe es, die kleinen Pfade hochzusteigen, ich liebe diese Bergluft. Ich liebe diesen Ausblick. Das einzige, was stört, ist eine Hochspannungsleitung, die ausgerechnet hier, nur wenige Meter entfernt über den Höhenrücken läuft. Die allerdings stört mich so sehr, das ich heulen könnte. Warum eigentlich gibt es immer irgend etwas, das die Idylle stört? Warum kann ein Paradies nicht einfach mal ein Pardies sein und basta?
Wenn ich von der Schweibenalp aus wandere, ist das Paradies sofort wieder greifbar. Auf der anderen Seite des Berges liegt Grindelwald. Nur eine lange Tageswanderung entfernt und ich könnte auf Eiger, Mönch und Jungfrau schauen. Ich bin viel hier gewandert. Ich habe Nächte unter dem Sternenhimmel und beim Vollmond verbracht. Ohne Zelt. Weil jede Wand mich von dieser Schönheit getrennt hätte. Ich habe die Stille gekostet und das Wasser von Wildbach und beider Seen der Umgebung auf meiner Haut gespürt. Ich war mit guten Freunden hier und ganz allein. Jedesmal hat mich die Natur hier unendlich beeindruckt. Ich liebe die Bergahornbäume, die ganz in der Nähe wachsen. Ich fühle, wie stark dies Seele der Erde hier oben wirklich ist.
Die Gemeinschaft selbst ist für mich bisher gar nicht so wichtig gewesen. Es gab nicht viel Kontakt. Aber ich konnte die Liebe spüren, die hier in den Dingen lebt. Ich kann die Liebe spüren, die den Platz hat entstehen lassen. Ich konnte fühle, das die Wurzel hier eine spirituelle ist. Babji ist nicht nur dem Namen nach oder in den Büchern anwesend, die Energie ist deutlich spürbar. Indien ist auch hier. Manchmal ist es mir sogar zuviel.
Die Schweibenalp ist ein Friedenszentrum. Ein Ort der Religionen. Ein Ort, an dem ausdrücklich alle Menschen unabhängig von ihrem Glauben eingeladen und wirklich willkommen sind. Was hier stattfindet ist außergewöhnlich. Die Menschen, die hierher kommen, stammen aus allen Kulturen dieser Erde. Sie verkörpern die Weisheit und Traditionen der Menschheit - in all ihrer Vielfalt.
Es gab schon viele Veranstaltungen, die mich unwiderstehlich angezogen hätten, aber die Schweizer Preise haben mich dann doch daran gehindert, dabei zu sein. Selbst das Zelten ist eine enorme Ausgabe. Das ist eigentlich der einzige echte Wehrmutstropfen für mich - abgesehen von den Strommasten. Die Energie, die ich hier spüre, fühlt sich sehr stimmig an. Rund. Harmonisch. Irgendwie ausbalanciert. Ich kann nicht genau sagen, ob das auch wirklich die Realität ist, aber ich glaube, ich werde noch oft hierherkommen, um das genauer zu erkunden.....
Anmerkung: 2021 wollte ich hier beginnen, mitzuarbeiten. Es gab eine freie Stelle in der Seminarorganisation. Leider hat es nicht gepasst. Dabei bin ich auch tief hinter die Kulissen des Betriebes getaucht und habe ein sehr gemischtes Bild mitgenommen. Für mich wirkt dort eine ungeklärte und ungeheilte Energie, die im Augenblick tatsächlich Betrieb und Gemeinschaft auseinanderreißt. Es geht um Macht. In ihrer ganzen, ungeteilten Wucht. Das, was für mich die Seele des Platzes ausmacht, wird im Augenblick dem Geld untergeordnet. So rigoros, dass alles andere erstickt wird. Es zieht Menschen an, die damit selbst ein Thema haben und es stößt diejenigen ab, die für Verbindung und Gemeinschaft stehen. Ich konnte die Geschichte fühlen, die hinter allem steht und ich habe meine Heilarbeit dort getan. Dafür hat mir der Ort ganz viel Kraft und Klarheit für meinen eigenen Weg geschenkt. Es ist ein Kraftort. Und ich hoffe und wünsche den Menschen, dass sie das heilen können, was noch nicht geheilt ist.