Von wegen Vorurteile. Alles das, was ich über Deutsche im Ausland schon gehört habe, stimmt. Und mittlerweile schockt es mich nicht mehr, sondern macht mich stolz. Fast immer ;-)
Es ist zum Beispiel wunderbar, das Dinge, wie ein Uhrwerk ablaufen. Es ist toll, das ein Bus wirklich zu der Zeit auftaucht, die auf einem gut sicht-, les- und verstehbarem Fahrplan aushängt. Es macht Freude, sich auf Aussagen verlassen zu können und nicht erst irgendein inneres Übersetzungsmodul einstellen zu müssen. Die Arbeit beginnt, so wie es geplant ist, eine Projekt wird dann fertig, wenn es geplant wurde. Ausnahmen, wie den Berliner Flughafen lasse ich jetzt einfach mal die Regel bestätigen ;-).
Ich war niemals zuvor in diesem Kirchenraum. Ich kenne den imposanten Dom nur von Außen, bin viele Male vorbeigelaufen oder gefahren. Aber nicht einmal hat es mich hineingezogen. Bis jetzt. Bis heute. Am 26. Dezember 2011. Ich werde den ganzen Nachmittag und den Abend hier verbringen, um einen Gottesdienst und ein Konzert zu erleben. Ludwig Güttler spielt mit seinen Bläsern. Seine Musik liebe ich seit ich in der Schule war. Sie hat mich immer an die Musik des Himmels erinnert. Töne, die von der Erde in den Himmel steigen, wie Kraniche oder strahlend weiße Tauben und von der Schönheit dieser Welt singen. Und von der Kraft der Menschen.
Es ist kalt hier oben. Eisig kalt an einem der letzten Tage dieses Jahres. Der Wind pfeift mir um die Ohren und dringt in jede ungeschützte Ritze. Es schüttelt mich. Aber da ist mehr als nur diese Kälte von Außen. Da ist auch die Kälte, die aus meinem Inneren steigt, wenn ich dieses Mahnmal betrachte. Es steht da wie ein Koloß. In Stein gegossene Schuld. Ein erhobener Zeigefinger, der weithin sichtbar in das Land hinausschaut und dem gesamten Ettersberg seinen Stempel aufzwingt.
Kein Mensch ist zu sehen, als ich hier entlang gehe. Ich bin allein mit Beton, Stein und Kälte. Allein mit einer riesenhaften Leere. Die Wege und Plätze sind gigantisch groß und erinnern mich an eine Architektur, an die hier wohl niemand erinnert werden möchte. So überdimensional hat auch der geplant, der die Juden zum Tod verurteilt hat.
Ohne meine Freundin, die mich begleitet, hätte ich mich nicht hergewagt. Einmal war ich schon an diesen Steinen und bin ganz ernüchtert wieder gegangen. Das ist jetzt sechs oder sieben Jahre her. Seitdem habe ich um diesen Platz einen Bogen gemacht. Es ist nicht nur der Ort selbst, auch die Gegend rundherum fühlt sich für mich nicht einladend an. Irgend etwas hier gibt mir das Gefühl überhaupt nicht willkommen zu sein.
Aber diesmal habe ich eine "Führerin". Christa kennt sich aus an den Externsteinen. Und sie zeigt mir ihren Zugang. Einfach nur den Zugangsweg. Sie hört mir zu, wenn ich meine Eindrücke erzähle und das gibt mir den Mut, mit den Steinen "zu stellen".
Hiddensee ist mitten in meine Seele gesunken. Fast heimlich, fast unmerklich. Und trotz der Tatsache, das ich mich nur teilweise willkommen fühle am Ende Deutschlands. Hiddensee hat die Gastlichkeit nicht wirklich nötig. Sie wird überrollt, eingenommen, besetzt. Jahr für Jahr. Sommer für Sommer. Die Insel war immer ein Refugium, das Freigeister, kreative Denker, Künstler und Zivilisationsflüchtlinge angezogen hat, wie Honig die Bienen. Hier gibt es nicht das Problem, Gäste anzulocken, hier gibt es nur das Problem, sie in überschaubaren Grenzen zu halten.
Der Kölner Dom hat mich am Stärksten gerufen. Richtig laut gerufen. Und schon, als ich ihn in der Ferne auftauchen sehe, mit seinen beiden Spitzen laufen mir die Tränen über's Gesicht. Es ist wie ein Nach-Hause-Kommen.
Gleichzeitig schüttelt mich eine ganze Gefühlspalette. Traurigkeit, Schmerz, Wut, Freude, Staunen. Alles ist da. Direkt beim Dom ist ein Parkhaus. Es gibt nichts Anderes in der Stadt, das ich sehen will. Und so ist das der perfekte Ort, um direkt dorthin zu gelangen, wohin mich mein Herz führt. Hinein in den Dom.
Diese Kirche hat Öffnungszeiten - und sie wollen mir die Zeit für das Fühlen eng begrenzen. Als ich ankomme, ist es fast zu spät.
Auf einer endlos scheinenden Fahrt, habe ich mich am freitäglichen Stuttgarter Feierabend-Stau vorbeigemogelt und kämpfe jetzt mit Kopfschmerzen. Maulbronn hat allerdings eine eigene Kraft und die hüllt mich sehr schnell ein.
Mein Kopf wird leicht, nur die Ohren leiden. Denn im Maulbronn der "Noch-Hochsaison" lärmt Musik durch das Kloster. Musik aus einem Info-Film, der in Endlos-Schleifen im "Filmraum" gleich hinter dem Eingang läuft. Ohne Zuschauer. Ich bin fast allein.
Während meiner zwei Jahre des Lebens und Arbeitens in München habe ich mich erfolgreich gegen den Besuch dieses Ortes gewehrt. Einmal, nur ein einziges Mal war ich in der Nähe von Neuschwanstein. Ich habe die Menschenmassen gesehen und bin geflohen.
So, wie ich in den letzten Jahren auch vor Bayern geflohen bin. Die Zeit in München hat mir das Fürchten gelehrt. Vor einer puren Schicki-Micki und Blender"kultur". Ich habe mich in dieser Zeit eigentlich immer im Dunstkreis Münchens bewegt. Ich war Managerin und hatte - wie alle Anderen - nur an den Wochenenden Zeit, mich in der Umgebung umzuschauen. Inmitten der anderen Münchner. Ich bin niemals herausgekommen. Das "andere" Bayern war mir völlig fremd. Das begreife ich, auf dieser Reise.
Auf dieser Windinsel namens Wittow, die zu Rügen gehört, ist alles schon von weitem zu sehen. Auch die Steine, die wie ehrwürdige Wächter zwischen Himmel und Erde stehen. Direkt am Hochufer. Direkt über dem Meer. Was für ein Platz! Hier wird alles unmittelbar fühlbar. Dazu der Wind, der ständig um mich herum tost. Pures Erleben der Elemente. Pure Kraft und Energie. Pures Fließen und Verändern. Pures Leben.
Die Kraft, die der Ort ausstrahlt, ist für mich mit Händen greifbar. Schon weit vorher verwandle ich mich. Ich werde wieder zu einer atlantischen Priesterin.
Vier Jahre lang war dieses alte Zisterzienserkloster mein "Zu Hause". Hier bin ich zur Schule gegangen. Habe an der Kastanie, im Kreuzgang gesessen oder der uralten Platane im Park gelauscht. Schulpforta war für mich eine Insel, ein Schutzhafen vor der Welt dort draußen. Ich habe diesen Ort geliebt; ich liebe ihn bis heute.
Die Kirche war zu meiner Schulzeit gesperrt, so wie fast alles, was mit christlicher Vergangenheit zu tun hatte. Das passte nicht zur DDR-Schule. Aber es ist ein schwieriges Unterfangen, in einem Kloster, die Kirche auschließen zu wollen.
Vilm - diese sagenumwobene Insel. Gut geschützt. Gut abgeschirmt. Jahrzehntelang Urlaubsgebiet der DDR-Minister und genau aus diesem Grund so unversehrt, das ich heute darin schwelgen kann wie in einem großen Topf voller Sahne. Es ist gut, das sie nur mit Führungen besucht werden kann. Dreißig Menschen dürfen - einmal vor- und einmal nachmittags hier anlanden und dem Weg um die Insel folgen. Immer in der Gruppe. Immer gemeinsam.
Es ist etwas mühsam für mich, weil ich kaum zum fühlen komme, wenn da ständig ein Führer redet. Aber ich weiß auch, das es hier vollkommen anders aussähe, wären die Regeln nicht so.
Wittenberg ist meine Heimatstadt. In dieser Kirche stand ich sehr, sehr oft in meinem Leben. Ich versuchte mich durch die 94 Thesen von Martin Luther zu lesen und gab bald auf, weil für mich alles gleich klang.
Aber ich spürte auch immer in dieser Kirche seine Anwesenheit. Wie ein Schutzpatron. Ein Wesen, das da ist, wenn man es braucht. Wenn es nötig ist, Kraft und Zuversicht zu schöpfen. Bei einer dieser Begegnungen habe ich gefühlt, dass er kein Heiliger war. Kein Übermensch. Er hatte Angst vor Verfolgung. Er hatte Angst, seine Wahrheit auszusprechen. Ich konnte seine Furcht spüren, so wie ich meine eigene spüre. Und es war für mich, als würde ich seine Hand auf meiner Schulter fühlen. "Geh' deinen Weg. Was immer geschieht."
Obwohl ich in Worms zwei Jahre gelebt und BWL studiert habe, ist diese Stadt nie zu meiner Heimat geworden. Ich habe mich nie wirklich wohl gefühlt hier. Vielleicht ist Ludwigshafen und die BASF zu nah. Sie haben für mich viel von der Schönheit dieses weiten Landes am Rhein genommen.
Aber, es gibt - neben den wunderschönen Weinbergen - einen Ort, der mich immer angezogen hat. Für mich ist es der einzig wirklich kraftvolle Ort in der Stadt. Der Dom. Er ist das Wahrzeichen und von Weitem sichtbar. Am Schönsten ist er in der Nacht, von warmem Licht angestrahlt. Dann kommt seine ganze "Größe" zum Vorschein.
Als Kind war ich fast jedes Jahr hier oben in Thüringen. Im Sommer, im Winter, schwitzend, frierend. Hier war ich zum ersten Mal verliebt und hier habe ich meinen ersten Kuss auf den Lippen gefühlt. In Friedrichshöhe habe ich meine ersten kleinen Hupfer auf einer selbstgebauten Schanze gewagt und in Masserberg ist mir ein unfreiwilliger Salto auf Skiern geglückt (inklusive perfekter Landung). Der Rennsteig ist für mich verbunden mit wild flatternden Schmetterlingen im Bauch, dem Geschmack frischen, klaren Quellwassers, dem Rauschen des Waldes und langen, langen Wanderungen.
Der Weg ist gepflastert mit Erinnerungen und vielleicht bin ich ja deswegen hier - um mir selbst wieder zu begegnen.
Vom Bodensee zum Königssee
Ich wollte in diesem Frühling sowieso noch einmal an den Bodensee. Ich wollte meine Freunde im Süden besuchen. Die Orte fühlen, die ich so liebe. Die Alpenkulisse betrachten, die kleinen Dörfchen geniessen. Glarisegg besuchen, frischen Bärlauch von der Wiese naschen, schauen, ob meine vor zwei Jahren geplanzten Bäumchen gewachsen sind, im See schwimmen und dann ganz gemütlich nördlich der Alpen hinüber zu meinen anderen Freunden im Chiemgau radeln.
Wir haben sie tatsächlich, diese Musiker. Mit Titeln , die unter die Haut kriechen, das Herz umfassen und die Seele zu Tränen rühren. Wir haben Musik, die so echt, ehrlich, direkt und unverfälscht das ausdrückt, was in uns ist, das es mich staunen lässt. Immer wieder.
Ein Lied vom WM-Gewinn. Ein Lied für die Einheit. Ein Lied zum Feiern, was wir sind. Mit Stolz und Freude, die einfach nur glücklich macht.
Mittelalter verwoben mit keltischer Jahreskreistradition. Hier lebt unsere Vergangenheit auf einzigartige Weise auf. Moderne Klänge, uralte Rhythmen. Es geht ins Blut, es war nie verloren. Wundervoll!
Für mich ist das einer der besten deutsche Liedermacher, den ich kenne. Ohne Wenn und Aber.
Starke Lieder, die berühren. So kenne ich seine Musik, die mich immer wieder inspiriert...
Der Film zeichnet ein absolut präzises und treffsicheres Bild von der inneren Zerissenheit, mit denen wir uns alle mehr oder weniger zum Theme Asyl, Syrien und Flüchtlinge überhaupt herumschlagen. Mit Vorurteilen, Ängsten und dem großen Herz. Zwischen Willkommenskultur und Pegida. Gratwanderung. Dabei so urkomisch, dass kein Auge trocken bleibt. Bravo, so geniales, witziges und tiefgehendes Kino auf einmal war ich bisher nur von den humorbegabten Briten gewohnt.
Nationalpolitische Erziehungsanstalten waren die Kaderschmiede des 3. Reichs. In einem unglaublich dichten, entlarvendem und extrem tief gehendem Film wird diese Institution beleuchtet. Dabei bleibt keine einzige Ebene unangetastet, keine Nuance ungesagt. Jede Szene hat eine Kraft, die packt und nicht mehr aus dem Kopf geht. Jede Sequenz lebt eine Botschaft. Eine, die nicht nur für diese Zeit und für diese ganz spezielle Art der Ver-Ziehung gilt sondern für unsere Auffassung von Bildung allgemein. Napola ist hochaktuell und viele Male sehenswert.
Ein Konzentrationslager durch die Augen des Kommandantensonhnes betrachtet. Eines Jungen, der Fragen stellt, entdecken will und die Welt seines Vaters weniger und weniger perfekt erlebt. Er folgt seinem Herzen und gelangt dabei in die Tiefen der Vernichtungsmaschinerie. Und das wirft in mir die Frage auf - können wir unseren Kindern in die Augen schauen, bei dem, was wir tun?
Endlich ein Film, der über das spricht, was so lange tot geschwiegen wurde. Die Vergewaltigungen nach dem Krieg & das komplette seelische Zusammenbrechen eines Volkes und aller seiner alten Werte. Das ist ein Teil unserer Geschichte, der gesehen werden möchte. Jetzt.
Die Autorin des Buches und Films wurde nach der ersten Veröffentlichung in den 60er Jahren diffamiert und verfolgt, deshalb zog sie das Werk zurück und verfügte, dass erst es erst nach ihrem Tod ohne Namensnennung erscheinen soll. Allein das spricht Bände, über die Abgründe, die noch in uns lebendig sind. Und die Kraft, die es kostet, sie zu überdecken.
Es gibt viele Bücher, Filme und Berichte über die "Weiße Rose" und ihren Widerstand. Aber keiner davon geht für mich so unter die Haut wie dieser. Es ist unmöglich sich der Kraft der Darstellung zu entziehen, dem inneren Kampf, den Zweifeln und den Entscheidungen. Und es ist auch unmöglich sich nicht selbst zu fragen, ob man so zu seiner Überzeugung stehen könnte.
Die letzten Tage im Führerbunker. Erlebt durch die Augen von Hitler's Sekretärin. Bruno Ganz in der Hauptrolle spielt einen Hitler in all' seinen Facetten. Einen Mann mitten im Wahnsinn. Um ihn herum ein ganzes Volk, dass sich verzweifelt an den vermeintlichen Übervater klammert und nur langsam versteht, dass es nichts mehr zu gewinnen gibt. Eine unglaubliche Darstellung. Mit so vielen Szenen, die einen fassungslos sitzen lassen. Geschockt, sprachlos und ungläubig. Ein "Must see".
Fußball als Heilung für ein geschlagenes Selbstbewußtsein. Die Weltmeisterschaft von 1954 verändert ein ganzes Land. Der Film lässt die Begeisterung überspringen und ein ganzes Feuer entflammen. Und er erzählt eine Geschichte von vielen. Über heimkehrende Väter, die sich in einer fremen Welt nicht mehr zurechtfinden. Und ihre Kinder, die mühsam nach neuen männlichen Vorbildern suchen, damit sie groß werden können.
Osho trifft auf Bayern. Die Berliner Aufbruchsspiritualität begegnet der konservativsten aller deutschen Regionen. Und dabei wird nicht nur alles voller Witz auf die Schippe genommen und beleuchtet, was es in diesem Zusammenhang nur an Mißverständnissen und Grenzüberschritten geben kann, es wird auch ein sehr, sehr genaues Portrait gezeichnet, von jeder Seite. Mit extrem viel Tiefgang. Das Ende ist - ungewöhnlich, überraschend und zum Nachahmen empfohlen.... ;-)
Ein tiefer Einblick in die Arbeit der Stasi und ein Leben, das ständiger Überwachung ausgeliefert ist. Für mich war das Realität, auch ohne genau zu wissen, was geschieht. Der Film bringt die ganze Absurdität eines Kontrollstaates auf den Punkt und sie lässt innerlich Stellung beziehen. Was hätte man selbst gemacht????
Was geschieht, wenn man die Wende - naja, verpasst und mitten im "neuen Deutschland" aufwacht? Schock? Nein, nicht in diesem Film. Denn da gibt es einen Sohn, der alles dafür tut, dass die Mutter nicht mitbekommt, dass dort draußen vor dem Fenster die letzten 40 Jahre Geschichte demontiert werden. Situationskomik ohne Ende. Aber das ist lange nicht alles. Denn der Film zeigt auch sehr direkt den selbstgewollten und herbei beschworenen Ausverkauf eines ganzes Landes. Wenn man denn hinter humorvollen Kulissen schauen möchte.
Diktatur ist nicht mehr möglich, weil wir zu aufgeklärt sind? Von wegen! Dieser Film zeigt in erschreckendem Maß, wie schnell es geht, dass nur noch eine Meinung zählt und eine Gruppe zur alles beherrschenden wird.