Vilm - diese sagenumwobene Insel. Gut geschützt. Gut abgeschirmt. Jahrzehntelang Urlaubsgebiet der DDR-Minister und genau aus diesem Grund so unversehrt, das ich heute darin schwelgen kann wie in einem großen Topf voller Sahne. Es ist gut, das sie nur mit Führungen besucht werden kann. Dreißig Menschen dürfen - einmal vor- und einmal nachmittags hier anlanden und dem Weg um die Insel folgen. Immer in der Gruppe. Immer gemeinsam. Es ist etwas mühsam für mich, weil ich kaum zum fühlen komme, wenn da ständig ein Führer redet. Aber ich weiß auch, das es hier vollkommen anders aussähe, wären die Regeln nicht so.
Und ich entdecke auch einen Weg, auf dem ich dieser kleinen Welt anders begegnen könnte. Es gibt die Akademie für Naturschutz, die hier Seminare veranstaltet. Leider spricht mich kein Thema wirklich an. Es fühlt sich alles seeeehr wissenschaftlich und verkopft an. Aber ich werde eine Nische finden. Denn ich möchte hier auch übernachten. Ich möchte allein durch den Wald streifen und mit den Bäumen sprechen. In Stille. Es wird einen Weg dorthin geben....
Bis dahin bin ich Teil dieser Gruppe. Ich lausche dem Schwall an Informationen und lasse meine Gedanken schweifen. Was ich ahnend fühlen kann, ist gandios. Besonders diese alten Eichen haben es mir angetan. Sie erzählen eine so urwüchsige Geschichte, sie sind so verwurzelt mit der Erde, das mich kalte Schauer überrieseln. Meine Hände an der Borke wollen nicht wieder gehen. Ich möchte einsinken, in die Weisheit dieser Wächter. Ich möchte auf der Erde liegen, den Sand unter meiner Haut spüren, den Vögeln beim Fliegen zuschauen und den leichten Meereswellen lauschen. Ich spüre hier eine Kraft, wie ich sie kaum jemals woanders fühlen konnte. Nicht in dieser Reinheit. Nicht in dieser Unverfälschtheit. Es ist ein Paradies. Für mein Fühlen. Für alle meine Sinne.
Ja, ich komme wieder. Allein. Mit mir. Und ohne Worte. Allein, nur mit meinem Fühlen. Ein offener Kanal für alle Botschaften der Erde.