Tag 1 - Von Radolfzell nach Glarisegg
Entfernung: ca. 30 Kilometer
Es ist ein Stück "nach Hause kommen". Alles ist vertraut hier unten. Die Kirchtürme von Radolfzell, der See, die Bergkuppen. Es macht Freude, direkt vom Bahnhof loszuradeln, immer am Ufer entlang. Quer über die Höri, quer durch meine alte Heimat, die mir so eine intensive Zeit mir mir selbst geschenkt hat. Aufarbeitung einer Beziehung. Und den Beginn der Beziehung zu meiner Seele.
Ich spüre aber auch, das ich nicht mehr hierher gehöre. Spätestens am Zeltplatz in Wangen schreit mir diese Tatsache entgegen. Die wunderschönen, hohen Weiden sind allesamt gefällt. Sie haben dem Ort ihren Zauber gegeben. Jetzt ist er zu einer Zweckkühle herunterorganisiert worden. Der Blick - ja, der ist jetzt frei. Aber er ist auch karg, kahl und ungeschützt. Gänsehaut. Mir ist kalt bei diesem Anblick trotz herrlichstem Sonnenschein.
Mittagspause im "Adler". Fischessen. Und weiter geht es zu einem meiner Lieblingsplätze am See. In Kattenhorn. An diesem kleinen Strand, der so versteckt hinter der Kapelle liegt. Der Wasserstand ist zu hoch, um zu meinem Baum zu kommen. Schade. Aber ich weiß, das er dort steht. Der ewige Wächter, mit dem ich wunderbare Meditationen erlebt, Sonnenaufgangsrituale gefeiert und endlose Glücksstunden nur dort gesessen und gefühlt habe.
Die Brücke in Stein am Rhein. Verkehrsumtost, wie eh und je. Der Blick hinüber. Willkommen Schweiz. Wenig später grüsst mich Glarisegg, wie eine alte Freundin. Das Willkommen ist herzlich, das Zimmer wunderbar. Seeblick. Es gibt einige Begegngungn - keine davon ist wirklich tief.
Am schönsten ist für mich der Abend allein auf dem Steg. Allein mit dem Sonnenuntergang und einem warmen Licht, das meine Seele streichelt, wie die Hand eines Geliebten. Ich bin so glücklich.