Tag 13 - Von Berchtesgaden zum Königssee
Entfernung: ca. 7 Kilometer
Hin und Zurück - ca. 50 Hm ↑, ca. 50 Hm ↓
Himmel, ist das Rad leicht. Ohne Gepäck fährt es sich wie eine fliegende Feder. Ganz früh starte ich nach einem schönen Frückstück. Nur dieses kleine Stück hinauf zum See. Schattig ist es. Frisch. Der Bärlauch lockt, die Blumen lachen mich an. Und immer wieder steige ich ab, um Fotos zu machen und dem Bach zu lauschen, der vom Königssee herunterbraust. Um diese Zeit ist noch niemand unterwegs. Endlich Stille. Endlich Frieden.
Es zieht mich auf den Jenner. Hoch hinaus. Ich will das Panorama sehen, nicht im Tal eingeschlossen bleiben. Oben stürzen sich die Skifahrer hinunter, auf einer Piste, die nur noch wenig Schnee hat. Ihre scharfen Skikanten werden viele Pflanzen ratzekahl abrasieren. Es schaudert mich.
Ich laufe, schlittere und klettere über Schneeberge. Auf einem Weg, der eigentlich gesperrt ist. Aber nichts hält mich in dieser Gipfelstation voller Rumtatamusik und Restaurantgetriebigkeit. Ich will immer noch Stille. Ich möchte mit den Bergen allein sein. Endlich einmal wieder. Wann war das letzte Mal? Bei dieser Schneepause nach der Wieskirche? Bei Eschenlohe? Es gab diese Moment auf dem Weg, aber es waren viel zu wenige. Ich werde nicht noch einmal hier entlang fahren. Nicht diesen Radweg. Es ist zu voll geworden in diesem Land hier unten. Es muss andere Orte geben für mich. Und gerade deshalb will ich noch einmal einen richtig langen Blick auf die Alpen werfen. Von hoch oben.
Es ist halsbrecherisch, was ich hier mache. Ein falscher Schritt, ein Ausrutscher und ich liege ein paar hundert Meter weiter unten. Vorsichtig. Wie auf rohen Eiern balanciere ich zum Aussichtspunkt. Aber es hat sich gelohnt. Hier könnte ich ewig sitzen. Hier ist mein Weg wirklich zu Ende.
Geschafft. Ich habe es für mich selbst geschafft. Auch wenn es verrückt war. Auch wenn ich mit null Training aus dem Nichts gestartet bin. Auch wenn ich es nie wieder so machen würde. Ich habe es geschafft und ich freue mich darüber. Es ist wie eine innere Mauer, die ich hier erklommen habe. Ich habe mir selbst bewiesen, was ich kann.
Aber ich weiß auch, das ich nicht so weitermachen kann. Ganz leise ist die Stimme in mir. Sie wird noch etwas brauchen, um gehört zu werden, aber ignorieren, kann ich sie nicht mehr ganz. Soviel weiß ich.