Igoumenitsa - Epirus

Ich bin ausgeruht und erschöpft zugleich. Noch ist es früher Morgen. Die Fähre aus Bari hat mich gerade erst auf die Erde entlassen. Der feste Boden unter meinen Füßen hat schon wieder einem neuen Schiff Platz gemacht, das mich hinüber nach Korfu bringen wird. Ich betrachte die Berge über der Stadt. Die Sonne ist noch nicht aufgegangen. Kühle. Angenehme Kühle streichelt meine Haut.

 

Ein Gefühl des Wiedererkennens steigt auf. Ich sehe mich selbst auf einem der Gipfel stehen und dem Sonnenaufgang entgegenschauen. Weiße Kleider. Ein Tempel. Eine Zeremonie. Die Begrüssung des neuen Tages. Die Begrüssung des Lichts. Jede Bewegung ist mir vertraut. Jeder Handgriff. Um mich herum grünt und blüht es. Der Duft der Pflanzen, die es schon lange nicht mehr gibt, umschmeichelt meine Nase. Meine Augen sehen Bäume, wo heute kahle Berge sind. Sie fühlen Wasser, dessen Quellen längst versiegt sind. Ich bin in einem anderen Land. Und doch ist es das Gleiche. 

 

Der Schmerz über den Wandel, die Zerstörung, die Ödnis um mich herum lässt mein Herz bluten. Aber mehr noch als die Tränen darüber, sind die Tränen der neuen Verbindung da. Tränen des Wiedererkennens. Das Land umarmt mich. Nach so langer Zeit. 

 

Griechenland war immer Teil meiner Geschichte. Auch in diesem Leben. "Glaubst du wirklich, du warst umsonst immer wieder hier?" Die Stimme kommt aus meinem Inneren. Die Frage beantwortet sich selbst. Nein. Jetzt nicht mehr. Jetzt weiß ich, das dieses Land ein Teil meiner Vergangenheit ist. Ein Teil meiner Geschichte. Ein Puzzlestück meines Wesens. Helena, die Dienerin des Lichts. Priesterin im Dienste der Weisheit. 

 

Ich stehe dort oben auf dem Berg, hebe die Arme. Der rote Sonnenball glüht auf meine Haut. Beschwörungen. Die Sprache fließe auf meinen Lippen. Leicht. Ich erkenne sie. Auch wenn ich sie in diesem Leben nur rudimentär sprechen kann. In mir erinnert sich alles.

 

Die Bilder der letzten Begegnungen mit dem Land reisen durch meinen Kopf. Alle diese Momente, in denen ich hier in meine tiefsten Gefühle reisen konnte. In denen neue Weichen gestellt wurden. Das hier ist einer meiner Kraftorte. Einer der heiligen Plätze in meinem Herzen. Hier fließen Energielinien. Sie sind kraftvoll und stark und ich bin mit ihnen verbunden. Ich werde immer tief eintauchen können, in die Weisheit meiner Seele. Hier, an diesem Ort. Er unterstützt jeden Schritt. Ich habe es schon erlebt. Jetzt weiß ich es auch. 

 

Bisher hat mich das Äußere immer abgeschreckt. Die Häuser, unfertig, klotzig, quadratisch. Der Lärm. Der Müll. Diese unglaublich laut gesprochene Sprache, die wie ein Gewehrfeuer klingt. Die vergewaltigte Natur. Die viel zu heiße Sonne. Meine Erinnerung ist so ganz anders. Es schmerzt, die Veränderung zu sehen. Es hat mich lange so sehr geschmerzt, das ich nicht herkommen wollte.

 

Zum ersten Mal habe ich jetzt das Gefühl, das ich dahinter schauen kann. Hinter die Veränderung und die Seele des Landes wieder fühlbar wird. Sie dürstet danach. Griechenland dürstet danach, gesehen zu werden. Gefühlt zu werden. Es dürstet nach meiner Erinnerung, um nicht zu vergessen, wer es wirklich ist. Um wieder zu sich selbst zu finden. Ich wurde gerufen. Ich wurde wirklich gerufen. Die Freude darüber, die Freude, helfen zu können, ist wie ein Regenbogen. Auch in mir geht die Sonne auf. Mein Herz ist weit offen. Willkommen. Von Seele zu Seele.

 

Heilarbeit für Menschen, Orte und die Erde 0