ca. 18 Kilometer
ca. 670 Meter Anstieg, ca. 800 Meter Abstieg
Ich bin so fokussiert auf diesen Tag. Fokussiert, diese lange Strecke gut zu schaffen, das die Traurigkeit darüber, Karekare zu verlassen erst viel später in mein Bewußtsein fließt. Hier ist ein Wendepunkt. Ich verlasse die Wildniss. Ich verlasse mein Paradies. Schon am Parkplatz in Karekare erlebe ich die Welt wieder mit voller Wucht. Auch wenn es noch früh am Morgen ist, tummeln sich hier schon die Autos. Später am Tag wird alles überfüllt sein. Jeder möchte hierher. Nur so weit weg vom Parkplatz, an meinem Ort, habe ich kaum etwas davon gemerkt.
Mein Weg führt mich an einer der absolut schönsten Küste Neuseelands entlang. Die höchsten Klippen sind ein willkommender Rastpunkt, bevor ich ein Stück Straße gehen muss. Überall begegnen mir Menschen. Die Stille der letzten Tage ist vorbei. Auf den letzten Metern des Tages komme ich an einem Wasserfall vorbei. Überall sonst, wäre ich geblieben. Lange. Ich wäre geschwommen und hätte mich mit dem fließenden Nass verbunden. Aber hier ist Sonntag. Eine Gruppe übt sich im Abseilen von der hohen Fallkante. Andere machen ihr Picknick am Fuß. Es ist reges Treiben und in mir ist nur der Fluchtgedanken. Hier brauche ich nicht zu verweilen. Es gibt nichts für mich. Gar nichts.
Mein Ziel heute ist eine kuschlige kleine Beach-Lodge, in der ich in den nächsten zwei Nächten wohnen werde. Von dort aus bin ich in Nullkommanichts im besten Café von Piha. Wie gut so eine ganze Pizza schmecken kann, war mir bisher vollkommen neu. Und das nach nur wenigen Tagen ohne so eine reiche Auswahl. Ich belohne mich und jeder Bissen ist ein Gedicht, für Gaumen, Magen und alles Zellen in mir.
Ich feiere mich selbst. Ich feiere, das ich hierher gekommen bin. Und ich bin stolz auf mich. Richtig, richtig stolz. Der Weg ist fast vorbei. Ein Ruhetag hier. Noch ein kleiner, kurzer Wandertag und dann der ganz lange am Ende. Fertig. Jetzt habe ich überhaupt keinen Zweifel mehr an mir. Was für ein Gefühl!