Marahau nach Te Pukatea

ca. 13 Kilometer

Ich breche von Nelson auf, an diesem frühen Morgen. Von dort bringt mich der Transferbus direkt zum Ausgangspunkt der Wanderung. Mit mir zusammen beginnt eine ganze Schar Jugendlicher den Trail. Es ist keine große Gruppe, es sind viele kleine. Sie feiern den Beginn ihrer Wanderung mit Wunderkerzen und Sekt. Nebenan lockt ein Café zum letzten leckeren Süßstoff-Versorgungs-Stop. Aber ich möchte nur weg. Es ist mir zu voll, es sind mir zuviele Menschen. Schon die Busfahrt war eigentlich zuviel. Ich möchte eigentlich nur Stille und laufen. 

 

Das Wetter ist fantastisch. Strahlender Sonnenschein, so wie es in allen Werbeprospekten vom Abel Tasman Park zu sehen ist. Es ist einer der sonnenreichsten Orte Neuseelands. Hier kann man fast von einer Garantie auf tolles Wetter sprechen. Aber nur fast.

 

Ich laufe durch ein Sand-Wunderland. Ein breiter Bohlenweg leitet mich über diesen Boden, der getränkt ist von Nässe. So habe ich keine Chance, mir feuchte Füsse zu holen. Doch ich habe kaum Muße, mich der Natur wirklich nahe zu fühlen. Viel zu stark erinnert mich alles an eine Wanderautobahn. Solche Trails bin ich nicht gewöhnt, in diesem Land. Irgendwie fehlt mir die Herausforderung, auch wenn ich die wenigen  stillen und ungestörten Ausblicksmöglichkeiten geniesse. 

 

Nur wenige Momente gibt es an diesem Tag, an denen ich allein bleibe, auf dem Weg. Es ist immer ein "Ausweichen". Tageswanderer kreuzen meine Schritte. Laut lachend, in Unterhaltungen schwelgend, Fotos machend. Ich schaue mir selbst dabei zu, wie ich irgendwie versuche, in meine Welt einzutauchen, mich mit der Natur zu verbinden. Aber ich scheitere glorreich. Die Aufgabe heute ist eine Andere. Fliehen, weglaufen.... Und auch da scheitere ich. Natürlich. Hier gibt es keinen Ort zum Weglaufen. Die Menschen sind alle schon da.

 

Alle diese wunderschönen Strände auf meinem Weg und ich gehe an keinen Einzigen hinunter. Überall fühle ich die Leute schon von Weitem. Ich höre den Lärm der Boote. Besonders bei Appeltree Bay tut es richtig weg. Denn das war vor dreizehn Jahren mein wundervoller letzter Campingplatz auf dem Weg. Ich war ganz allein dort und habe einen fantastischen Sonnenaufgang erlebt. Angefüllt mit der Schönheit der Welt. Diese Bilder möchte ich nicht zerstören. Aber sie zerschlagen sich auch im Vorbeigehen. 

 

Als ich in Anchorage vorbeilaufe, gratuliere ich mir selbst, nicht hier zu übernachten. Ein riesengroßer Zeltplatz, eine nicht minder große Hütte, ein fest verankertes Backpackerschiff in der Bucht und zig Leute am Strand. Hilfe! Ich habe mir einen kleinen Campingplatz ausgesucht. Vorgebucht. So funktioniert das hier. Man kann nicht einfach kommen und am Ort überlegen, wo es wohl am besten wäre zu schlafen. Alles muss weit im Voraus geplant, gebucht und bezahlt werden. Great Walks kosten richtig Geld. Aber dafür sind sich auch hervorragend ausgebaut. Sie tummeln sich an den schönsten Orten dieses Landes. Und sind dementsprechend beliebt. 

 

Te Pukatea. Noch bin ich allein. Jedenfalls als Übernachtungsgast. Tageswanderer von Anchorage kommen genauso gern in diese kleine Stille, wie ich. Der Strand ist dementsprechend belebt. Und draußen vor der Bucht flitzen die Wassertaxis hin und her. 

 

Trotzdem, ich komme ein wenig zur Ruhe an diesem Ort. Ich beginne den Zauber des Abel Tasman zu spüren. Besonders am Abend, als ich allein diese ganze Halbinsel erkunde. Die Ausblicke genieße und an den jetzt halbwegs stillen Stränden sitze. In Anchorage auf dem Campingplatz hat sich derweil eine große Schülergruppe (es müssen um die 100 sein) ausgebreitet. Die Camper drumherum sehen kreuzunglücklich aus. Geschockt vom Überfall. Gott bin ich froh, nicht dort schlafen zu müssen. 

Heilarbeit für Menschen, Orte und die Erde 0