ca. 7 Kilometer, 1,5-2 Stunden
Nur wenig Auf und Ab
Die Sonne kann kaum mit dem Tempo der anderen Wanderer mithalten. Das wilde Rascheln der Plastiktüten kommt ihrem Weckruf ein gutes Stück zuvor. Ich habe noch nie eine so angespannte Atmosphäre am Morgen erlebt. Jeder scheint als Erster am Ende des Trails ankommen zu müssen, um irgendein Transportmittel zu erreichen. Ich kann die Verpflichtungen und engen Zeitkorsetts körperlich spüren und drehe ihnen entspannt den Rücken zu. Aber in der Hütte hält mich nichts.
Ich lasse die Leute ihre Hektik ausleben und starte auf einen Morgenspaziergang in Richtung Sonnenstrand. Endlich baden! Nackt springe ich ins eisige Wasser, bin sofort hellwach und genieße das Prickeln auf der Haut und die anschließende wohlige Wärme auf dem Sand. Noch einmal, noch einmal und noch einmal. Es fühlt sich einfach fantastisch an! Die Sandfly's kommen nicht, solange die Haut noch kühl ist, sie scheinen mich nur als Blutfutterquelle zu betrachten, wenn meine Körpertemperatur auch auf der Haut den Normalwert erreicht hat. Wunderbar! Und so kann ich endlos geniessen, in das unglaubliche Bilderbuchpanorama vor meinen Augen eintauchen und im glaskaren Nass schwelgen. Mein Zeitgefühl ist vollkommen ausgehebelt. Es spielt auch keine Rolle. Gar keine.
Stille empfängt mich. Die Hütte ist vollkommen verlassen. In herrlichstem Frieden kann ich frühstücken, meine Sachen packen und nach einem letzten Blick auf diesen wunderbaren See langsam weiterziehen. Wieder bin ich langsam unterwegs. Wieder tauche ich in das Moospanorama vor meine Augen ein, wie in ein lebendiges Bilderbuch.
Die Zivilisation kommt spürbar näher. Immer mehr Tageswanderer kreuzen meinen Weg. Alle wirken irgendwie gehetzt auf mich oder überfordert. Ich dagegen mache an jeder Ecke eine Pause, probiere mich durch meine letzten Trockenfrüchte-Vorräte und freue mich am Rauschen vom Fluss zu meinen Füssen. Alle meine Sachen sind wieder so trocken wie am Anfang der Reise. Als hätte es diesen Tag im Winter nicht gegeben.
Ich werde mir niemals wieder Sorgen wegen des Regens machen.... Und - ich habe meinen Rhythmus gefunden.
Die letzte Brücke, das andere Ufer. Und während ich noch überlege, ob ich vielleicht doch weiterlaufe und den Kreis ganz vollende, bietet mir schon ein Mann eine Mitfahrgelegenheit nach Te Anau an. Ja, warum nicht? Gemütlich ist es, so eine schnelle Fahrt. Und das "bis vor die Haustür gebracht werden" kann ich genauso geniessen. Eine wunderbare Wanderung ist zu Ende... Und die nächste wartet nur zwei Tage entfernt auf mich ;-) Wenn das nicht der Himmel höchstpersönlich ist....