Glauben und Mythen der Maori  (Foto: Dieter Schütz / pixelio.de)

Die Welt wurde aus der Liebe zwischen Himmel und Erde geboren. Himmelsvater Ranginui und Erdenmutter Papatuanuku waren in ewiger Liebe eng umschlungen. Ihre vielen Kinder lebten deswegen in Dunkelheit, auf dem engen Raum zwischen Himmel und Erde. Das wollten sie ändern und versuchten ihre Eltern zu trennen. Doch erst Tane Mahuta, dem zweiten Sohn und Gott der Wälder und Vogel gelang es, weil er nicht nur seine Hände sondern auch die Füsse einsetzte. Mit der Trennung entstanden Licht, Raum und Luft. So konnte sich das Leben entwickeln. Um Rangi, seinen Vater, über die Trennung hinweg zu trösten und ordentlich zu kleiden, schuf Tane auch Sterne, warf sie an den Himmel und setzte Sonne und Mond an ihre Plätze. 

 

Lange Zeit später fuhr der Halbgott Maui auf das Meer hinaus, um zu fischen. Nach der Mythologie besaß er einen magischen Angelhaken, den er an einem Seil festband und dann ins Meer hinaus warf. Kurze Zeit später hatte er unter großer Anstrengung einen Fisch gefangen, den Maui mit seiner Keule tötete. Daraufhin verwandelte sich der Fisch in die Nordinsel Neuseelands, das Kanu Maui’s bildete die Südinsel. Das Land Aotearoa war erschaffen.

 

Der erste Mensch hieß Hei-Tiki. Er kam von den Sternen und schuf eine Frau nach seinem Ebenbild.

 

Eine der wichtigsten Überlieferungen für die Besiedlung Neuseelands ist die Geschichte  des jungen Seefahrers Paikea. Er soll der erste Maori gewesen sein, der Neuseeland mit dem Kanu erreichen wollte. Allerdings kenterte er auf dem Weg dorthin mit seinem Boot und wurde daraufhin von einem Wal gerettet, der Paikea auf seinem Rücken an Land brachte. Die Maori betrachten sich als die Nachkommen dieses Wal-Reiters. Der Wal hat daher in der Vorstellung der Maori einen besonderen Platz: Er ist eine Art Halbgott und der Hüter des Meeres. 

 

Doch es gibt auch die Geschichte von Kupe. Er soll im Jahre 925 n.Chr. als erster neuseeländischen Boden betreten habe. Seine Heimat war Hawai'iki, das sich in der Nähe des heutigen Tahiti befand. Auf seine Tochter, die mit ihm im Kanu saß und Neuseeland zuerst entdeckte geht der Name Aotearoa zurück. 

 

Was feststeht ist die Tatsache, dass die Maori von den Polynesischen Inseln im Pazifik stammen. Die Besatzungen der Kanus, die über einen längeren Zeitraum landen, gehörten unterschiedlichen Stämmen an. Nach ihrer Ankunft im „Land der langen weißen Wolke“ zogen die einzelnen Gruppen durch verschiedene Landstriche.

 

Sie brachten ihren Glauben mit, der sich bald auf's engste mit dem Land selbst verwebte. Maori's glauben, dass die Natur zu den Menschen spricht und ihnen Wissen vermittelt. Die Natur ist belebt und beseelt. Dass Mensch und Natur im Einklang miteinander leben, spielt für sie eine zentrale Rolle im Leben. In den Augen der Māori sind alle Menschen, Tiere und Pflanzen gleichberechtigt. Wie wichtig ihnen die Gleichberechtigung aller Lebensformen ist, zeigen diese Beispiele: Im Jahr 2014 wurden zuerst der Urwaldregion Te Urewera die gleichen gesetzlichen Rechte wie Menschen zugesprochen. 2017 wurden diese auch offiziell dem Fluss Whanganui gewährt.

 

Für die Maori wohnen Mauri (Lebenskraft) und Geist (Wairua) in allen Menschen, geistigen Kräften, Dingen, Tieren und Pflanzen. Mauri ki te Mauri bedeutet Lebenskraft zu Lebenskraft und beschreibt einen Austausch von Energie und Vitalität, die immer stattfindet, egal ob man eine Person oder einen Baum grüßt. Alles steht mit allem in Verbindung. Wann immer sie etwas aus der Natur nehmen, sprechen sie ein Karakia (eine Art Gebet), womit Sie den Göttern für ihre Gaben danken.

 

Diese Verbindung wird auch beim Hongi, der traditionellen Begrüßung hergestellt. Stirn und Nase werden aneinandergedrückt. So können die Lebenskräfte zweier Menschen miteinander in den Austausch gehen.

 

Viele der Geschichten erzählen von diesem Austausch an Kräften. So auch die vom Kauri Baum und dem Wal. „Im Wald überragte die Kaurifichte die anderen Bäume und vom Meer aus bewunderte sie der Wal. Er schwamm ans Ufer, und die beiden Riesen trafen sich. Der Wal bat die Kaurifichte, ihm im Wasser Gesellschaft zu leisten, doch der Baum lehnte ab. Auch der Wal konnte seine Welt nicht eintauschen. So wählten die in Freundschaft Verbundenen einen anderen Weg, ihre Gefühle auszudrücken. Der Wal schlüpfte aus seiner grauen Haut und schenkte sie der Kaurifichte. Und auch der Baum zog seine Haut aus und schenkte sie dem Wal.“ 

 

Diese enge Verwobenheit aller Dinge und Wesen führt auch zu einer enormen Wichtigkeit von Beziehungen für die Maori. Beziehungen machen einen Menschen aus. Damit es einem Individuum gut geht, müssen diese Beziehungen geplegt werden. Insbesonder die innerhalb der Familie und zum Clan. Es geht um Harmonie. Wenn zum Beispiel ein Familienangehöriger in finanzielle Schwierigkeiten gerät, ist es für die Anderen selbstverständlich, den Betroffenen zu unterstützen.

Heilarbeit für Menschen, Orte und die Erde 0