Mir war nie bewußt, wie allgegenwärtig die USA in der Welt wirklich sind. Wie sehr sie ihre Art des Denkens und der Überzeugungen in jeden Winkel dieser Erde exportiert haben. Ich habe nicht realisiert, das von der Wirtschaft bis zum Finanzsystem alles auf die Werte dieses einen Landes ausgerichtet sind. Der gnadenlose Kaptitalismus, mit der Einstellung, die Welt sei käuflich und alles ist ein Geschäft, zieht sich durch das gesamte Leben und spiegelt sich in jedem Stück Alltag wieder.
Ich war einmal beeindruckt von der Größe und Energie dieses Landes. Ich war beeindruckt von dieser Fähigkeit, aus nichts ein Leben aufzubauen. Ich bin mit großen Augen durch New York gestreift und habe alles ausprobiert, was möglich war. Ob es nun die vielen verschiedenen Küchen waren, die hier auf engstem Raum versammelt sind oder Broadway-Shows. Ich stand auf der Golden Gate Bridge in San Francisco, fuhr die Great Ocean Road entlang und habe all' den berühmten Nationalparks im Westen des Landes einen Besuch abgestattet. Ich war auf Hawaii, bin durch den Indian Summer gewandert, flog über die Rocky Mountains und landete im Smog von L.A.. So sehr meine Begeisterung für die Natur wach geblieben ist, so tief ist die Gesellschaft in meinen Augen gesunken.
Es scheint schon Millionen Jahre her zu sein, das ich selbst die USA als eine Art gelobtes Land betrachtet habe. Seitdem ist viel geschehen. Ich habe hinter den glitzernden Vorhang Hollywoods geschaut und bin zurückgeschreckt. Ich habe Ignoranz und grenzenlose Selbstdarstellungssucht erlebt. Ich habe auch erlebt, wie tief die Angst dieses Volkes mittlerweile reicht. Hinter jeder Grenze lauert der Feind. Alles muss überwacht und kontrolliert werden, damit kein Schaden für die USA entsteht. Warum die Bedrohung überhaupt existieren könnte und welche Rolle die eigene Ansicht und Lebensart dabei spielt, wird vollkommen negiert. Fehler macht kein US-Amerikaner. Fehler machen nur die Anderen. Die, die keinen Durchblick haben. Die, die keine Macht haben. Die, die keine Informationen haben. Die, die nicht am roten Knopf der Atomwaffern sitzen. Da ist soviel Blindheit vor der eigenen Rolle im gesamten Gefüge, das es weh tut. Da ist soviel Ungerechtigkeit, weil jedes Land, das den Alleinherrscheranspruch der USA in Frage stellt, sofort auf die Zielscheibe der Geheimdienste wandert. Wieviele gewählte Präsidenten anderer Nationen wurden hinterrücks umgebracht, weil sie sich von der Allmacht Amerikas lösen wollten? Wieviele Feindbilder wurden medienwirksam aufgebaut, um jede Vergeltungsmaßnahme zu rechtfertigen? Wieviele Kriege wurden angezettelt, weil irgendein Staat einen anderen Weg gehen wollte, als den, der der USA genehm ist?
Ich weiß, das viele Amerikaner wissen, was da geschieht. Ich weiß, das sie versuchen andere Wege zu gehen. Ich weiß auch, das der größte Teil der Menschen nicht hinterfragt, was in ihrem Namen und mit ihrem Geld in der Welt getrieben wird. Ich weiß, das viele Amerikaner ein Bildungsniveau haben, das nicht über die eigenen Landesgrenzen hinausreicht. Ich weiß, das sie mit ihrer Waffe zu Hause sitzen und immer noch den Feind abschießen wollen. Egal, wo sie ihn vermuten. Es macht mich traurig.
Es macht mich traurig, weil es eigentlich ein großartiges Land ist. Hier wurden zum ersten Mal in der Geschichte Völker zu einem großen Verbund, der gemeinsam arbeitete. Hier wurde einmal wirklich an einer neuen Art des Zusammenlebens experimentiert. Bis heute kommen immer wieder neue Impulse und Ideen aus diesem Land. Bis heute lebt hier Kreativität, die auch weiter diesem Ideal verpflichtet ist. Grenzenlosigkeit hat uns auch beschenkt, mit einem Internet, beispielsweise. Es ist eine Grenzenlosigkeit im Denken und Handeln, die Dinge ermöglicht, die in anderen Teilen der Erde nicht denkbar werden. Doch wenn diese Grenzenlosigkeit ihre Ethik vergisst und nur noch sich selbst dient, wird sie zu einer sprichwörtlichen dunklen Macht. Die Gratwanderung ist heikel. Und im Augenblick sind die USA deutlich auf der Negativ-Seite.
Es ist die Geschichte eines "Aussteigers". Eines Mannes, der seinem Herzen folgt und eine vollkommen neue Welt für sich entdeckt. Wer Indianer, die Weite der Prärie, endlose Büffelherden und Naturverbundenheit liebt, der liebt auch diesen Film. Die unglaublich starken Bilder, die wunderbare Musik und eine Geschichte, die die Seele berührt, das ist die Grundlage dieses Filmes. Und verwoben in die Geschichte, wird die gesamte Besiedlung des amerikanischen Westens der ganze Wahnsinn menschlichen "Erobern Wollens" so unnachgiebig vor den Spiegel gebracht, dass ma nicht mehr wegschauen kann. Und nicht umhin kann, die Ähnlichkeiten in der heutigen Geschichte an so vielen Plätzen dieser Welt zu fühlen.
Der Film hat mich sehr berührt, als ich ihn das erste Mal gesehen habe. Und er hat für mich nichts von seiner Aktualität und Brisanz verloren, weil die gleichen Mechanismen von Verschleierung und Meinungssteuerung auch heute aktiv sind. Wie ist J.F. Kennedy wirklich gestorben? Kevin Costner macht sich als Anwalt auf die Suche und wird damit konfrontiert, dass sein ganzes Glaubensgebäude in sich zusammenstürzt.
Foto: Eric Richter / pixelio.de
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